Volltext: Bilder aus der Heimat 21.Heft. 5. Teil (5. Teil)

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Rettung die Kapelle Maria-Eich. (Aufgezeichnet von Max 
Bauböck.) 
III. Attilas Grab. 
Vor einigen Wochen ging durch die Zeitungen die 
Nachricht, daß die Ungarn Attilas Grab öffnen werden. 
Ueber feine Lage feien sich die Gelehrten bereits einig. 
Wer dachte hiebei nicht an jene unheimliche Geschichte, 
die sich in den letzten Jahren in A u r o l z m ü n st e r ab¬ 
gespielt hat? Um die Leute in Spannung zu halten und 
den Geldhunger anzuregen oder um die Gläubiger zu 
täuschen, erfand man eine Geschichte von dem Grabe 
Attilas zu Aurolzmünster. 
Schon der Lehrer Gloning warf in seiner Einleitung 
zu den „Oberösterreichischen Volkssagen" (Ried 1884) die 
Frage auf, „ob die Sammlung der Sagen nicht gerade 
dazu beitrage, alten Aberglauben zu erhalten und selbst 
weiterzuverbreiten", und er meinte, die Aufklärung sei 
soweit vorgeschritten, daß diese Befürchtung grundlos sei. 
Nicht der Aberglaube wurde wieder geweckt — 
sondern gewissenlose Menschen benützten die „alten 
Geschichten" zur Irreführung leichtgläubiger Menschen. 
Und die Sage berichtet uns nicht einmal von der 
Anwesenheit Attilas in Aurolzmünster. Sie läßt ihn nach 
W i l d e n a u (bei Aspach) kommen, ein Lager aufschlagen 
und von dort aus die Umgebung brandschatzen und 
plündern. Zum Schutze des Lagers hätte er einen Turm 
erbaut. Keine Spur von Attilas Tod und Grab. (Vergl. 
Gloning, Oberösterreichische Volkssagen. S. 16.) 
Erst der allerjüngsten Zeit war es vorbehalten, eine 
neue Sage zu entdecken, und zwar über Attilas Grab. 
War durch das Abenteuer von Aurolzmünster die 
Phantasie rege geworden? 
Demnach wurde Attila bei Reichersberg in 
einem See bestattet, von dem in der Gegenwart nur zwei 
Teiche übrig geblieben sind. 50 Meter von den beiden 
Teichen entfernt, sind zwei Hügel; in dem einen liegt 
Attila in einem goldenen Sarg, dieser steckt in einem 
silbernen und der wieder in einem eisernen. (So erzählt 
das Oberösterreichische Sagenbuch von Depiny. S. 375.) 
Wer denkt hiebei nicht an seine Schuljahre, wie wir 
in unserem Lesebuch gelesen haben von dem Gotenkönig 
A l a r i ch, der im Flusse Busento in Unteritalien von 
seinen Getreuen begraben wurde? 
Und wie wenn die neue Sage die Herrschaften von 
Aurolzmünster necken wollte, gibt sie auch genau die Ent- 
8*
	        
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