Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

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Waffenruhe und RLumungSanfang. 
Der Anschluß an die Deutschen, die über kurz oder lang das Baltikum 
verlassen mußten, führte ebenfalls zur Preisgabe des gesamten baltischen 
Deutschtums und legte das Schicksal des einzelnen in die Hände einer 
Regierung, die, mit Sorgen aller Art belastet, dem Baltentum keineswegs 
besonders wohlgesinnt und angesichts des angenommenen Friedensdiktats 
und der in Deutschland herrschenden Zustände gar nicht in der Lage war, 
für nichtreichsangehörige Ausländsdeutsche etwas zu tun. General Graf 
von der Goltz und Major Fletcher warnten vor beiden Lösungen. 
Eine Wiederaufnahme des Kampfes war, wie die Dinge lagen, bei der 
zahlenmäßigen Überlegenheit der Gegner und der Bedrohung von der See¬ 
seite her ausgeschlossen. Von einem Unternehmen, wie es später von der 
Eisernen Division und von den Westruffen versucht wurde, war damals 
noch nicht die Rede. Ob die Balten ihre ganze Zukunft auf eine derartig 
gewagte Karte setzen wollten und konnten, läßt sich nachträglich nicht ent¬ 
scheiden. 
li. 3#ti. So kam es am 11. Juli in Riga zu den im Waffenstillstandsvertrag vor¬ 
gesehenen Verhandlungen der Beauftragten des Baltischen Nationalaus- 
schuffes, Baron Fircks, Rechtsanwalt Reußner und Kapitän zur See Baron 
Taube, mit dem General Gough und dem amerikanischen Oberst Dawley. 
Hierbei gelang es den baltischen Unterhändlern, die offenbar von lettischer 
Seite betriebene Auflösung der Landeswehr zu verhindern. Dafür mußten 
sie die Bedingungen der Engländer für ihr Weiterbestehen annehmen: 
Unterstellung unter einen englischen Befehlshaber, Ausscheiden aller 
Reichsdeutschen, Verwendung im Kampf gegen den Bolschewismus. 
Die Durchführung der hiernach erforderlichen Maßnahmen vollzog sich 
unter Leitung des bisherigen Befehlshabers in der Weise, daß alle Truppen 
in solche baltischer und reichsdeutscher Herkunft getrennt und innerhalb 
dieser kampfkräftige Verbände gebildet wurden. 
15.3#it. Die Einzelheiten der Trennung wurden in gemeinsamer Besprechung 
der beteiligten reichsdeutschen, baltischen und interalliierten Stellen am 
15. Juli im wesentlichen zufriedenstellend geregelt. 
Die Landeswehr wurde in ein Regiment zu drei Bataillonen mit einer 
Schwadron und einer Batterie umgebildet und am 25. Juli dem englischen 
Obersten Alexander unterstellt. Der bisherige Befehlshaber, Major Fletcher, 
hatte am 23. Juli von seiner Truppe Abschied genommen und kehrte in die 
Heimat zurück. Sein Nachfolger, Baron Taube, dankte ihm und seinem 
Generalstabsoffizier, Grafen Dohna, in bewegten Worten für ihre Ver¬ 
dienste um die baltische Sache und gelobte zu zeigen, daß die Arbeit dieser 
Männer nicht vergeblich gewesen sei. Dem Gedanken, reichsdeutsche Ossi-
	        
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