Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

Gründe des Mißerfolges. 
von den menschlichen Schwächen und Versehen, ohne die es in solchen 
Lagen nicht abzugehen pflegt, auf die aus politischen Gründen ungenügende 
Organisation der oberen Führung und auf die zahlenmäßige und materielle 
Schwäche der beteiligten Truppen zurückführen müssen. Nur die Gesamt¬ 
heit der an dem Feldzug von Mitau beteiligten Truppen unter dem ein¬ 
heitlichen Befehl eines erprobten Truppenführers und unter dem mit den 
Verhältnissen vertrauten Generalkommando wäre in der Lage gewesen, die 
ungleich schwierigere Aufgabe der Eroberung Südlivlands ebenso zu lösen 
wie die der Vertreibung der Bolschewisten aus Kurland und Riga. Ein 
voller Erfolg hätte dann auch die politische Frage der Zukunft des Balti¬ 
kums im Sinne des Deutschtums diesseits und jenseits der Grenze lösen 
können, soweit die Sieger von Versailles es gestattet hätten. Ganz falsch 
ist die auch heute noch in vielen, namentlich lettischen Köpfen spukende An¬ 
sicht, daß mit Wenden ein neuer deutscher Eroberungsplan gescheitert wäre. 
Die ungünstige deutsche Grenze verbot schon in ihrer früheren, geschweige 
denn in ihrer durch Versailles geschaffenen Form jede Erweiterung nach 
Nordosten. 
Wie die Dinge tatsächlich liefen, blieb den Kämpfern von Wenden und 
Gr. Roop, vom Jägel und von der Aa immerhin der Trost, daß sie anders 
als im Jahre 1918, erhobenen Hauptes, mit blankem Schild und reiner 
Waffenehre das deutsche Riga zum zweiten Male verlassen konnten. Das 
große Ziel der Befreiung des Baltikums vom Bolschewismus war erreicht. 
Auch die Nutznießer der deutschen Siege und Opfer konnten nicht daran 
denken, die blutige Orgie vom Winter 1918/19 zu wiederholen oder die 
Hauptstadt ihres Landes den Roten zu übertaffen. Die grauenvollen Opfer 
des bolschewistischen Terrors waren gerächt. Die Sowjets mußten darauf 
verzichten, das alte deutsche Kulturgebiet des Baltikums ihrem vernichtenden 
System zu unterwerfen. Auch die nichtdeutschen Bewohner der neu¬ 
geschaffenen Latwija hätten allen Grund gehabt, einzusehen, daß sie ohne 
deutsche Tapferkeit und Tüchtigkeit rettungslos im roten Meer des Bol¬ 
schewismus untergegangen wären. Vom Standpunkt des deutschen Heeres 
aber schien es wie das Morgenrot besserer Tage, daß gerade an der Stelle, 
wo die Reste des Ostheeres besonders schmählich versagt hatten, die Anfänge 
des neuen Heeres die ersten Lorbeeren um ihren Stahlhelm flechten durften.
	        
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