Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

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Der Kampf um Südlivland. 
vermochte die Kolonne Malmede die feindliche Front bei Neuhof zu 
durchbrechen und, etwas aus dem Rahmen herausfallend, bis Stürzenhof 
durchzustoßen. Rechts von ihr traf die Abteilung Böckelmann schon bei 
Staide auf heftigen Widerstand, den sie erst nach mehrstündigem Kampf 
zu brechen vermochte. Staide wurde genommen und spät abends mit Teilen 
Pastorat Ronneburg erreicht. Der zurückgehende Feind ballte sich an der 
Rückzugsstraße zusammen und erlitt erhebliche Verluste durch Maschinen¬ 
gewehr- und Geschützfeuer. Links erweiterte die Abteilung Jena ihren 
Brückenkopf auf dem Nordufer der Raune. 
Die Lage war also am Abend des ersten Kampftages unentschieden, aber 
nicht unbedenklich, weil der anderweit nicht gefesselte Gegner die schwachen 
Gruppen der Landeswehr umfassen und abdrängen oder einschließen konnte. 
Das Oberkommando hatte sich veranlaßt gesehen, das bei Hinzenberg 
stehende Reservebataillon der Eisernen Division nach Wenden heranzu¬ 
ziehen. Es kam alles darauf an, ob das Eingreifen der Eisernen Division 
rechtzeitig die erforderliche Entlastung bringen würde. 
Diese blieb aus. Dafür sahen sich die am weitesten vorgedrungene 
Kolonne Malmede ebenso wie die absichtlich zurückgehaltene Abteilung Jena 
22.3em. am 22. Juni früh von stark überlegenen Kräften aus westlicher Richtung 
angegriffen, konnten sich aber behaupten. Auch aus der Gegend Lipskaln 
wurden Truppen im Anmarsch gemeldet. Panzerzüge und schwere, wie 
man annahm, englische Geschütze unterstützten das Vorgehen der Esten. Mit 
der Bahn herangeführte Truppen versuchten von Lode her das Detachement 
Malmede in der Flanke zu fassen. Sie drangen vorübergehend in Leimann 
ein, wurden aber unter persönlicher Führung des die Kolonne begleitenden 
Majors Fletcher durch Gegenstoß wieder vertrieben und damit der Rücken 
der Abteilung Malmede frei gemacht. 
Der Versuch der linken Kolonne (Jena), an der Bahn entlang vorwärts 
zu kommen, scheitert an der Einwirkung der estnischen Panzerzüge und der 
herangeführten Verstärkungen. In Wenden selbst entsteht durch das Ab¬ 
rücken der dortigen Reserven und durch übertriebene Nachrichten Ver¬ 
sprengter eine Krise. Man fürchtet einen estnischen Vorstoß von der Aa 
her gegen die Rückzugsstraße. Troßmannschaften besetzen die dortigen 
Übergänge. Die Landeswehr muß ihre Mitte und ihren linken Flügel 
hinter die Raune zurücknehmen, hofft aber, nach Eingreifen der Eisernen 
Division die Offensive aus der Linie Ronneburg—Neuhof wieder auf¬ 
nehmen zu können. Der Rückmarsch der am meisten bedrohten mittleren 
Kolonne vollzieht sich über Sarin auf Prekun unter leichten Kämpfen, aber 
in fester Haltung. Trotzdem erteilt der lettländische Kriegsminister am
	        
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