Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

186 Der Grenzschutz in Litauen von Ende Februar bis Anfang September 1919. 
Dunkle Elemente, die nach späterer Feststellung während der letzten Tage 
zugereist waren, darunter zahlreiche entlassene oder gewaltsam befreite 
Strafgefangene, sowie auch eine Anzahl deutscher Soldaten, öffneten die 
Gefängnisse, plünderten das Munitionsdepot, besetzten das Gebäude des 
Kriegsgerichts, vernichteten die dortigen Akten, erstürmten und beraubten 
eine litauische Kaserne und versuchten schließlich — allerdings erfolglos — 
den (deutschen) Brigadestab festzunehmen. Es kam dabei zu heftigen 
Schießereien und Plünderungen sowie zu nicht unerheblichen Verlusten. 
Die Brigade Schaulen konnte zwar die Lage verhältnismäßig bald wieder¬ 
herstellen, doch gelang es den Haupträdelsführern, einem aus Libau ge- 
' kommenen deutschen Unteroffizier, einem Matrosen sowie einem Sanitäts¬ 
soldaten, zu entkommen, ebenso den befreiten Gefangenen. Es ergab sich, daß 
die deutschen Soldaten zur Teilnahme gewonnen waren durch die Parole, 
man müsse einem geplanten litauischen Putsch und der beabsichtigten Ent¬ 
waffnung der Deutschen durch die Litauer zuvorkommen. Die litauische 
Regierung sowie der litauische Oberbefehlshaber, General Zukauskas, 
waren über den Vorgang außerordentlich aufgebracht. Die Angelegen¬ 
heit wurde noch verschärft durch die Einmischung des Chefs der französi¬ 
schen Militärmisston in Kowno, der an den deutschen Generalbevollmäch¬ 
tigten ein befristetes Schreiben mit verschiedenen Forderungen richtete. 
Wenige Tage später kam es zu einem neuen Zwischenfall in Szakst): Ein 
deutscher Lastkraftwagen wurde auf Befehl des dortigen litauischen Kom¬ 
mandanten beschossen, die Auslieferung der Schuldigen verweigert. Dar¬ 
auf entwickelte sich eine allgemeine Schießerei, die auf beiden Seiten Ver¬ 
luste brachte. Schließlich wurden der litauische Kommandant sowie 
20 litauische Soldaten gefangengenommen und festgesetzt. Nach längeren 
Verhandlungen gaben die Litauer in diesem Falle nach, die Entfernung 
und Bestrafung des schuldigen Kommandanten usw. wurde zugesichert. 
Endgültiger Räumungsbefehl. 
22.In einem Schlüsseltelegramm vom 22. Juni teilte das Oberkommando 
Nord dem Generalkommando des Freiwilligen-Reservekorps mit, daß 
die Räumung des besetzten Gebiets nun doch in allernächster Zeit 
erfolgen werde. Der endgültige Armeebefehl vom 25. ordnete für das 
Freiwilligen-Reservekorps die Zurücknahme der Brigade Grodno in 
den Raum Augustow—Suwalki und der Brigade Südlitauen (ohne 
Detachement Kiejdanp — I./18, Freiwilligen-Eskadron 18 —) in die 
Gegend von Wylkowyszki an. Das Generalkommando sollte nach Gum- 
*) Westlich Kowno.
	        
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