Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

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Der letzte Akt. 
die Heimat zu erzwingen, was natürlich die dann unvermeidliche Preis¬ 
gabe der Flüchtlinge und des Heeresguts bedeutet hätte. 
Die zur Ausführung dieses Entschlusses erforderlichen Befehle wurden 
im Laufe des 23. November erlassen. Sie sahen vor, daß nach Durchführung 
der „Rosenkranz-Bewegung" die Truppen am 27. Ruhe haben und sich 
dann versammeln sollten: 
Deutsche Legion um Schauten, 
Eiserne Division um Kurschany, 
Korps Keller und Wirgolitsch um Popeljany. 
Die hierzu erforderlichen Bewegungen sollten unter dem Stichwort 
> „Güldenstern" bis zum 1. Dezember abgeschlossen sein. Im Falle, daß von 
dort eine geschloffene Marsch- oder Transportbewegung nicht mehr möglich 
sein sollte, hatten sich auf das Stichwort „Ophelia" nach Deutschland durch¬ 
zuschlagen: 
Die Deutsche Legion über Kielmy—Tauroggen auf Pozeruny 
oder über Szawkiany—Koltiniany auf Nowemiafto, 
die Eiserne Division über Lukniki—Konstantynow auf 
Szswekznie oder über Lukniki—Zorany auf Wewirzany, 
die vereinigten russischen Korps über Telsche—Plungiany nach 
Memel. 
Die Truppen sollten bei der Durchbruchbewegung ihre Kranken und Ver¬ 
wundeten mitnehmen, alles entbehrliche Gerät vernichten und aus dem 
Lande leben. 
Dem Wehrkreiskommando I meldete Generalleutnant von Eberhardt seine 
Absichten unter nochmaliger eingehender Schilderung der unhaltbaren Lage. 
Er war sich klar darüber, daß die Durchführung der „Ophelia"-Bewegung 
schon wegen der erforderlichen Beitreibungen und der dabei nicht zu ver¬ 
meidenden Ausschreitungen gegen die Bevölkerung schwere Mißstände zur 
Folge haben mußte. Geld zum freihändigen Ankauf und für Löhnungs¬ 
zwecke hatte die Reichsregierung bisher nicht zur Verfügung gestellt. Alle 
Meldungen und Anträge des VI. Reservekorps fanden trotz Befürwortung 
durch das Wehrkreiskommando I bei den maßgebenden Stellen kein Ver¬ 
ständnis. 
Der Reichskommiffar bemühte sich weiter, die Rückzugsbewegung durch 
Vermittlung der Baltikum-Kommission sicherzustellen. Die Reichsregierung 
versuchte die Litauer zu beschwichtigen, indem sie ihnen alles in den Depots 
in Litauen lagernde Kriegsgerät und das gesamte Eisenbahnmaterial kosten¬ 
los zur Verfügung stellte. Damit war die ganze Räumungsfrage gerade in das
	        
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