Volltext: Bd. 1. [Riedau und Dorf] (1 / 1902)

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drücklicheu Warnung, du erscheinest alsdann oder nicht, dass 
nichtsdestoweniger ergehen und exqnirt werden soll, was recht 
ist. Gegeben in unserer Stadt Wien den 18. Jänner 1633. 
Ferdinand m. p. Herr von Dietrichstein kam wohlweislich 
nicht nach Wien; denn es hätte ihm dort passieren können, 
dass er dort um den Kopf kürzer gemacht worden wäre. 
Er machte sich von Oesterreich noch weiter weg, indem er 
von Nürnberg nach Hanau übersiedelte und dort im März 
1635 starb. 
1632 ist ein Bürger, der zwei andern Bürgern in 
seinem Hause über die gebürende Zeit das Kartenspiel ge¬ 
stattete, bei welchem diese zwei in Streit gerietheu und einer 
den andern bald ermordet hätte, um 4 Reichsthaler gestraft 
worden. Ebenso'ist ein Bäckerjunge wegen Beschimpfung des 
Marktrichters um 30 fl. gestraft worden. Schimpfnamen, mit 
denen sich feindselige Bürger und Frauen sich oft gegenseitig 
überschütteten, waren außer den jetzt noch gebräuchlichen: 
Schelm, Lutherischer, Scherge, Mauskopf, Hundsnase, Fuchs- 
schwänzler u. s. w. Bei diesem letzten Bauernaufstand hat 
der Markt Riedau viel gelitten. Manche Bürger verarmten 
gänzlich, so der hiesige Wirt Simon Ellerböck, der ans Noth 
sein Haus verkaufen musste. Die fortwährenden Unruhen 
brachten eine große Verrohung der Sitten mit sich und der 
Geist der Unbotmäßigkeit und Auflehnung machte sich auch 
in Riedau bemerkbar. In dieser Zeit trugen die Männer, 
Meister und Geselle, ihre Wehre (Seitenwaffe) und es kam 
manchmal zu blutigen Schlägereien, wenn von den vielen 
Kaudeln Aschacherwein, der damals in Riedau in großer 
Menge getrunken wurde, die Köpfe sich erhitzten. Auch das 
„Hui"-Geschrei, der Schlachtruf der rebellierenden Bauern, 
ertönte noch manchmal auf dem Platze von Riedau aus dem 
Munde rabiater Bürger, und selbst Drohungen gegen die 
Obrigkeit wurden ausgestoßen. 
Im Jahre 1633 wurde der regelmäßige katholische Gottes¬ 
dienst in Riedau wieder eingeführt, da Freiherr Gottlieb von
	        
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