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Kdtt. i. d. R. Ferdinand Finke
7. Komp.
Kdtt. Finke, der Kommandant des Verbindungs
grabens, versucht, ein in der rückwärtigen Grabenwand
befindliches Loch zu erweitern, um sich vor dem fürchter
lichen Feuer zu schützen. Sechs Rainer helfen ihm dabei.
Sie sind eben daran, einige Sandsäcke übereinander zu
schichten, um gegen das vom Westen her wirkende leichte
Artillerierfeuer gedeckt zu sein, als plötzlich ganz in ihrer
Nähe eine Mine in den verwüsteten Graben fällt. Eine
hohe Feuergarbe zuckt empor, eine furchtbare Explosion
folgt. Zwei Männer sind sofort tot, alle übrigen schwer
verwundet. Einem Rainer hat es den Oberschenkel weg
gerissen. Er ist bei vollem Bewußtsein. Aber der Tod hat
bereits das wächserne Siegel auf seine Stirn gedrückt.
Wie gebannt hängt sein Blick auf der furchtbaren Wunde,
aus der das Blut stoßweise herausquillt. Kdtt. Finke kam
noch am besten weg. Der ungeheure Luftdruck schleuderte
ihn vor das Drahtverhau am Westhang, wo er mit mehr
fachen kleineren Verletzungen bewußtlos liegen blieb.
Der größte Teil der Grabenbesatzung ist bereits tot
oder verwundet. Eine Verbindung mit der Hauptstellung
unmöglich. Und so wie hier pocht und hämmert es überall.
Inmitten eines furchtbaren Feuerorkans kauert unsere
Feldwachenbesatzung schutzlos hinter niedrigen Sand
sackmauern. Nicht genug des furchtbaren flankierenden
Feuers, das sich von Osten und Westen auf das Häuflein
Rainer konzentriert. Auch vor und hinter ihrer Stellung tobt
die entfesselte Wut der Zerstörung. Sprengstangen und
sonderbar geformte Explosivkistchen, die offenbar durch
besondere Vorrichtungen geschleudert werden, fallen in
Kdtt. Finke ist am 4. August 1916 Kommandant des Ver
bindungsgrabens, der zur Feldwache „Cimone Süd" führt.
Das am Morgen dieses Tages einsetzende feindliche
Trommelfeuer fügt seiner Mannschaft schwerste Verluste
zu. Er selbst wird durch die Wirkung einer Mine vor das
Drahthindernis geschleudert, wo er bewußtlos liegen bleibt.
Finke besitzt die Silberne Tapferkeitsmedaille II. Kl.
weitem Bogen pfauchend in die Feldwachenstellung. Ein
hochbrisanter Sprengstoff löst schauerliche Wirkungen
aus. Vorhin wurde ein Mann buchstäblich zerstückelt.
Die Feldwachenstellung ist vielen zum Grabe gewor
den, die Zahl der noch aktionsfähigen Verteidiger bereits
bedenklich gesunken.
Und in der Hauptstellung? Die feindliche Feuerwirkung
ist entsetzlicher denn je. Die Drohung der Italiener hat sich
verwirklicht. Die schwere und schwerste Artillerie ackert
den Boden um und macht den Berg zu einem Friedhof.
Die Sandsack-Brustwehr, das Hindernis sind zerstört. Treff
sicher sausen jetzt 15-cm-Ekrasitgranaten in den halb ein
geebneten Graben.
Volltreffer im Maschinengewehrstand am linken Flügel!
Stand, Posten, Gewehr, Munition und Handgranaten sind
wie weggeblasen, einfach verschwunden. Nun wieder ein
Volltreffer am linken Flügel des Grabens! Lt. C h i a r i,
der Kommandant der 6. Komp., wird in Stücke zerrissen.
Nach Tagen finden wir seine beringte Hand. Der Graben
ist besät mit zertrümmerten Waffen und zerfetzten Montur
stücken. Und in dieser grauenhaften Umgebung halten
Rainer treue Wacht am Cimone, im tosenden Feuerwirbel
einer übermächtigen Artillerie.
Die Verluste der auf Feldwache und im Verbindungs
graben befindlichen Züge der 7. Komp, haben einen
solchen Umfang angenommen, daß sich Lt. Kirch
weger entschließt, die in den Kavernen im Hexen
kessel bereitstehenden restlichen zwei Züge als Verstär
kung vorzuziehen. Fhnr. Schuhmann macht mit seinem