Volltext: Die Rainer am Cimone

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Das Urteil dieses erfahrenen Offiziers vermag die 
Division zu beeinflussen, ihre Auffassung über die taktische 
Lage am Cimonekopf zu revidieren. Sie verfügt, daß vor 
läufig weitere Angriffe zu unterbleiben haben, daß aber 
die Linie der am Feinde verbliebenen Reste der 2., 4. und 
12. Komp, unbedingt zu halten und zu befestigen ist. 
Oblt. N a ke übernimmt am Vormittag das Kommando 
über alle Abteilungen auf „Cimone Süd" inklusive des 
zwischen Kote 1151 und der Wurzel der Valedaschlucht 
liegenden Frontabschnittes. Alle in diesen Räumen befind 
lichen Teile der 12. Komp, sowie die überschüssigen Kräfte 
des I. Baons sollen nach Tunlichkeit aus der Front gezogen 
werden. In der Mulde hinter der Hauptstellung, die jetzt 
als „Hexenkessel" bezeichnet wird, schaut es arg aus. An 
statt des grünen Blätterdaches, das noch vor zwei Tagen 
diese Mulde beschattete, stehen nur mehr angekohlte, zer 
splitterte, ihrer Äste beraubte Stangen. Der Boden ist um 
geackert, besät mit Trümmern von Ausrüstungsgegen 
ständen, Fetzen von Monturen, Zeltblättern, Decken, Ruck 
säcken — das zerkleinerte Inventar vieler Deckungen, die 
dem Massenfeuer zum Opfer fielen. Zwischen den stellen 
weise noch vorhandenen Steinriegeln liegen jetzt mit 
einem Zeltblatt überdeckt Mengen von Rüstungen der in 
vorderster Linie befindlichen Mannschaften der 2., 4. und 
12. Komp. Sie sollen am Abend von der 1. und 3. Komp, 
abgelöst werden. Die feindliche Artillerietätigkeit ist sehr 
schwach. Nur hie und da zwingt uns eine Granate oder 
ein Schrapnell zur Deckung. Unsere Angriffe von gestern 
und heute zeigten die unangenehme Tatsache auf, daß 
die am linken Flügel der Hauptstellung eingesetzten 
Maschinengewehre nicht voll zur Wirkung gelangen 
konnten. Wir müssen uns also rasch mit dem Gedanken 
befreunden, den linken Flügel derselben etwa vorzuver 
legen. Beschäftigung für die rückwärts der Hauptstellung 
befindlichen Mannschaften der 3. Komp, ist also reichlich 
vorhanden. Unmengen von Sandsäcken werden gefüllt; 
sie sollen beim Bau der Hauptstellung Verwendung finden. 
Ein Teil davon muß aber anläßlich der heutigen Ablösung 
zu den Feldwachen geschafft werden, die fast ohne jede 
Deckung in feindlichem Feuer ausharren müssen. Das 
Divisionskommando, das sich mit den Vorbereitungen für 
einen neuerlichen Angriff auf den Gipfel befaßt, der vor 
aussichtlich morgen abend zur Durchführung gelangt, ver 
fügt einstweilen, daß der Feind Tag und Nacht unter 
ständigem Maschinengewehr- und Minenwerferfeuer zu 
halten ist, um den weiteren Ausbau seiner Stellung und 
das Heranbringen neuer Verstärkungen zu unterbinden. 
Noch heute wird auf Kote 1151 ein Gebirgsgeschütz in 
Stellung gebracht, das jedoch erst auf besonderen Befehl 
feuern darf. Die Artilleriegruppenkommandanten werden 
angewiesen, den Südwesthang des Cimonekopfes und 
den Raum um den Caviojo-Nord unter ständigem, zeit 
weise mit Überfällen abwechselndem Feuer zu halten. 
Diese Anordnungen erweisen sich dringend notwendig, 
weil allenthalben beobachtet werden kann, daß der Feind 
starke Kräfte heranzieht. Um 12.30 Uhr nachmittag meldet 
Kdtt. Dioszeghy eine feindliche Komp, im Aufstiege 
auf dem Wege, der im Wasserriß von Bedini führt. Der 
sofort verständigte Zug der MGA III und der dem Kdtt. 
Der „Hexenkessel". 
Die rückwärts unserer Hauptstellung befindliche, einst mit jungen Buchen bewachsene Mulde war vornehmlich das Ziel 
der feindlichen Artillerie, deren Feuer sich hier am 22. und 23. Juli 1916 zu einem wahren Hexensabbat gestaltete.
	        
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