Samstag, den 7. Juli 1916.
Die 1., 2., 3. und 13. Komp, in Stellung auf „Cimone Ost“
Ein herrlicher Tag! Ein azurblauer Himmel wölbt sich
über Berge und Täler. Die Sonne brennt schon am frühen
Vormittag unbarmherzig auf uns nieder, aber sie läßt
köstliche Erd- und Heidelbeeren reifen, lang entbehrte
Leckerbissen, die uns trefflich munden. In solchen Stunden,
während welcher wir durch Busch und Wald streifen, um
nach solchen Köstlichkeiten der Natur su suchen, fühlen
wir uns frei von jedem Zwang, frei von allem, was unser
Innerstes im Hinblick auf eine ungewisse Zukunft belasten
könnte. Die ersten Schüsse von Pta. Corbin aber mahnen
uns bald an die rauhe Wirklichkeit. Diesmal haben sich
die feindlichen Schrapnells den Raum der 3. Komp, als
Ziel erwählt. Mit erstaunlicher Genauigkeit krepieren sie
knapp über unseren Stellungen, deren Ausbau zu einem
durchlaufenden Graben viele Mannschaften beschäftigt.
Die Füllkugeln wirbeln kleine Staubwölkchen auf, Zünder
fliegen surrend über unsere Köpfe. Jetzt scheint es ein
Unglück gegeben zu haben. Ein Schrapnellvolltreffer! Ein
Mann schwer, zwei leicht verwundet! Diese verdammten
Batterien! Wir können ihnen nicht beikommen. Bei der
3. Komp, ist ein Wechsel im Kommando eingetreten.
Oblt. K i e h a s geht krank ins Spital ab. Lt. Mus ch der
2. Komp, tritt an seine Stelle. Wie rasch sich doch die
Kommandoverhältnisse und die Offizierseinteilungen
ändern! Kdtt. Zawadil ist nunmehr der letzte, der bei
der 3. Komp, seit der Mai-Offensive dort eingeteilten
Offiziere.
Auf der gesamten Cimonefront wird der Bau von
Stellungen, Deckungen und Kavernen mit allem Nachdruck
betrieben. Der hiezu notwendige Bedarf an Brettern und
Holzwolle wird mit einer Schnelligkeit befriedigt, die unser
Erstaunen auslöst. Wir erfahren erst später, daß im Raume
des Divisionskommandos eine Gattersäge und eine Holz-
wollmaschine zur Aufstellung gelangte, deren Versorgung
mit Blochmaterial dem Truppentrain oblag. Das Holz
fällen besorgte eine Gefangenenabteilung, die dem
Proviantoffizier Oblt. L u s ch i n zeitweise zugewiesen
wird. Jetzt werden uns auch die verschiedenen Ab
kommandierungen von Mannschaften erklärlich, die in
ihrem Zivilberuf als Förster, Waldarbeiter, Zimmerer,
Schlosser, Monteur und Schmied tätig waren. Der Ka-
vernenbau scheint jetzt beim I. Baon in ein neues Stadium
Lt. i. d. R. Ludwig Musch
Übernimmt am 7. Juli 1916 das Kommando der 3. Komp.
Lt. Musch erwarb sich am russischen Kriegsschauplatz in
den Kämpfen bei Wolina, bei welcher Gelegenheit er auch
verwundet wurde, die Silberne Tapferkeitsmedaille I. Kl.
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