Volltext: Die Rainer am Cimone

klar. Vorwärts auf den Feind! Handgranaten prasseln in 
die Gegend, wo sich unsere Vorpostenstellung befindet. 
Dorthin haben sich die Italiener zurückgezogen; bald ist 
sie wieder besetzt. Überall tote Feinde. Ein starkes Ver 
folgungsfeuer richtet sich nun auf die beim Telephon 
häuschen nochmals standhaltenden Italiener. Aber sie 
haben nicht mehr die Kraft und den Willen, sich dort ernst 
lich festzusetzen. Eine später vorgetriebene Patrouille 
findet die Feldwachenstellung geräumt. 
In knapp einer halben Stunde wurde von entschlos 
senen, im Nahkampf unüberwindlichen Rainern eine 
Situation gemeistert, die beinahe eine bedrohliche Wen 
dung genommen hätte. Der heute unter dem Einsatz einer 
übermächtigen Artillerie erfolgte Angriff des Feindes 
zeigte mit aller Deutlichkeit, die ungeheuren Schwierig 
keiten auf, die sich unter den obwaltenden Umständen 
einer erfolgreichen Verteidigung des Cimonegipfels ent 
gegenstellen. Sie sind bedingt vor allem durch die Art 
der Sicherung des Cimonekopfes, deren Mängel jedoch 
infolge des ununterbrochenen feindlichen Artilleriefeuers 
derzeit nicht zu beheben sind. Auf welchen gewaltigen 
Vorteil könnte sich die Verteidigung stützen, wenn man 
den Ort der Gipfelkaverne damals mehr nach oben ver 
legt hätte. Denn nur die Schnelligkeit, mit der heute die 
Entfernung von der Kaverne bis zum Gipfel zurückgelegt 
wurde, war entscheidend dafür, daß das „Rennen" von 
uns gewonnen werden konnte. Auch die Überraschung 
von Osten her konnte sich dank dem rechtzeitigen Ein 
griffe der MGA. II und der zu ihrer Bedeckung komman 
dierten Mannschaften des alpinen Detachements nicht zu 
einer drohenden Gefahr entwickeln. Stabsfeldwebel 
Pongruber der MGA. II und die schneidigen Mann 
schaften des alpinen Detachements waren es, die die am 
Osthang aufsteigenden Finanzieri zuerst bemerkten und 
von geeigneten Stellen aus durch Handgranaten, Steine 
und Infanteriefeuer das Vorgehen des Gros des Feindes 
mit großen Verlusten für ihn abstoppte. Ihnen ist es in 
erster Linie zu danken, daß nur eine etwa zehn bis zwölf 
Mann starke feindliche Patrouille in Erscheinung treten 
konnte, die von uns vernichtet wurde. 
Kaum sind die Verwundeten versorgt und die Toten 
geborgen und begraben, hebt neuerdings ein mächtiges 
Artilleriefeuer an. Diesmal ist es der Raum der Haupt 
stellung und der Reserven, der stark in Mitleidenschaft 
gezogen wird. Die Toten finden in ihrem Grabe keine 
Ruhe. Sie werden ausgegraben und in Stücke zerrissen. 
Und die Lebenden? Auch ihnen ist dasselbe Schicksal 
Vorbehalten. Hinter halb zerschossenen Sandsackmauern 
kauern unsere Posten, in primitiven, vielfach nur mit einem 
Zeltblatt überdeckten, am Hang der flachen Mulde an 
gelegten Deckungen der Rest der 5. Komp, und die als 
Reserve bereitgestellte 15. Komp., von welcher der Zug 
des Fhnr. H a i n i s ch zur Besetzung der Hauptstellung 
bereits eingesetzt wurde. Unser Notschrei nach Bekämp- 
Stabsfeldwebel Ignaz Pongruber 
MGA. II. 
Durch das initiative Eingreifen des Stabsfeldwebels Pon 
gruber und der ihm zugewiesenen Mannschaften des 
Alpinen Detachements gelang es am 4. Juli 1916 den Ver 
such des Feindes, sich mit größeren Kräften am Osthang 
des Cimonekopfes, zwischen Cimonegipfel und Haupt 
stellung einzuschieben, zu unterbinden und damit eine 
Gefahr abzuwenden, die unserer Besatzung hätte zum 
Verhängnis werden können. Stabs-Fldw. Pongruber erhielt 
für diese Waffentat die Silberne Tapferkeitsmedaille I. KL 
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