Volltext: Die Rainer am Cimone

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Oblf. Albirs Nake 
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alarmierten Mannschaften auf das ihnen von den Offi 
zieren der 1. Komp, bezeichnete gefährdete Frontstück. 
Sie kommen gerade recht, um die bereits zurückgehende 
Schwarmlinie aufzufangen und vorzureißen. Mit Hurra 
geht’s auf den Feind, der sich eben anschickt, die Mulde 
zu durchschreiten, die ihn von unserer Stellung trennt. 
Nun setzt ein Zielfeuer der ganzen Schwarmlinie ein, 
das die Situation im Augenblick ändert. „Ein Schlachten 
war’s, nicht eine Schlacht zu nennen." Eine Gruppe der 
bis auf nächste Nähe vorgestürmten Alpini kann weder 
vor noch zurück. Kein Zeichen ihrer Ergebung! Dort, wo 
sie stehen, trifft sie die tödliche Kugel. Vierzehn Alpini, 
darunter ein Hauptmann, decken mit ihren Leibern die 
Walstatt. Es war ein leichter Sieg! Und dennoch kann 
sich unser Innerstes nicht darüber freuen. Vier Verwundete 
werden weggetragen. Wenn wir an die zärtlichen Briefe 
denken, die wir bei den Toten fanden, an die Talismane, 
die gegen jede feindliche Kugel schützen sollten, dann 
beschleicht uns ein Gefühl der Rührung, ein Gefühl der 
Schuld, der fernen Frau gegenüber, deren Geliebten wir 
erschlugen. 
Nun denken wir an unsere Lieben in der Heimat, die 
um uns in Sorge und Angst leben. Trotz aller inneren 
Widerstände urngaukelt uns das Bild des eigenen Sterbens. 
Unsere fast krankhafte Phantasie löst kaleidoskopartig 
ein Bild nach dem andern aus. Wir sehen unsere Eltern, 
Brüder und Schwestern vor unserem Sarg stehen, wir 
malen uns den Schmerz aus, der sie bei diesem Anblick 
bewegt, wir verlieren uns sogar in formale Kleinigkeiten 
Oblt. Albin Nake, einer unserer fähigsten Subaltern- 
Offiziere, der sich schon am russischen Kriegsschauplatz 
bei den verschiedensten Kampfhandlungen des Regimentes 
ausgezeichnet hatte, vermochte durch das initiative Ein 
greifen des I. Baons, dessen Kmdo. er am 16. Mai 1916 
an Stelle des plötzlich erkrankten Hptms. Schwengler über 
nommen hatte, den schwierigen Kämpfen am Coston 
d’Arsiero eine entscheidende Wendung zu unseren 
Gunsten zu geben. Dafür wurde er als erster Subaltern- 
Offizier des Rainerregimentes mit dem Orden der eisernen 
Krone III. Kl. m. d. K. D. ausgezeichnet. 
unseres Begräbnisses. Ein Soldat soll aber nicht nach- 
denken, soll sich nicht von wehleidigen Stimmungen be 
herrschen lassen! 
Allmählich beginnt der ungeheure Druck, der auf 
unseren Gehirnen lastet, zu weichen. An Stelle des Ver 
nichtungswillens, der unser Innerstes ausfüllte, der unsere 
geistige und physische Spannkraft bis zur zulässigen 
Grenze beanspruchte, tritt ein Gefühl der Mattigkeit und 
Zerschlagenheit. 
Es ist fast Mitternacht geworden. In unsere Schwarm 
linie kommt Bewegung. Zischend und gurgelnd, schlürfend 
und heulend fährt es über unsere Köpfe. Es sind meist 
Geschosse schwerkalibriger Geschütze. Ein Wirkungsfeuer 
stärkster Intensität konzentriert sich auf den schnee 
bedeckten Mte. Campomolon, das Ziel unseres morgigen 
Angriffes. Er ist Träger eines italienischen Werkes, 
dessen schwere Bestückung unserem Fort San Sebastiano 
schon viele aufregende Stunden bereitet hat. Ununter 
brochen hämmert nun unsere Artillerie auf die flache 
Kuppe des Schneeberges, die feuerumsäumt aus dem 
Halbdunkel einer sternenhellen Nacht hervortritt. Ein 
schaurig-schöner Anblick! Eine Explosion folgt der anderen. 
Es befriedigt uns und erfüllt uns mit Zuversicht und Freude, 
wenn sich in dem bis zur Raserei gesteigerten Lärm 
unserer Geschütze das unverkennbare Jaulen eines 21-cm- 
oder gar 30.5-cm-Geschosses mischt. 
Kein Mitleid! Kein Bedauern! Fast andächtig lauschen 
wir dem Einschlag, der an Größe und Furchtbarkeit alles 
übertrifft.
	        
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