Volltext: Die Rainer am Cimone

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Auch für diese Eventualitäten ist vorgesorgt worden. 
Feindliche Erfolge müßten sich vor allem auf das Moment 
der Überraschung stützen. 
Aber der Feind ist nicht in der Lage, die mit seinen 
Angriffsabsichten zusammenhängenden Vorbereitungen so 
geräuschlos abzuwickeln, daß nicht auch unsere Posten 
davon Kenntnis nehmen. 
Außerdem haben wir diese Aufstiegsmöglichkeiten 
durch Ast- und Drahtverhaue verrammelt, deren Über 
windung bei einiger Aufmerksamkeit unserer Posten nicht 
unbemerkt bleiben kann. 
Schon während der vergangenen Nacht stellten sie 
allerlei Geräusche fest, die darauf schließen lassen, daß 
sich feindliche Gruppen näher an die Aufstiegsmöglich 
keiten heranarbeiten: Steine rollen, Äste knacken, leises 
Stimmengemurmel tönt zu uns herauf; dann ist wieder 
lange Zeit Ruhe. 
Aber wir sind auf der Hut! Wir erinnern uns der Mit 
teilung, die uns gestern von einem höheren Kommando 
zuging, daß die Italiener mit Vorliebe und mit großem 
Geschick anscheinend unersteigliche Punkte in oder vor 
der eigenen Stellung in Besitz zu nehmen suchen, um von 
hier aus größere Unternehmungen zu fördern. Wir er 
innern uns aber auch der eindrücklichen Mahnung, im 
Morgengrauen größte Vorsicht walten zu lassen. Die 
Mannschaften stehen daher in ihren Stützpunkten bereih 
Etwa um 5 Uhr früh gelangen die ersten Meldungen zum 
I. Baonskommando. Der Feind greift im Raume der 3. und 
Fhnr. i. d. R. Hugo Welser 
Fhnr. Welser hat sich in der Durchbruchsschlacht bei Fol- 
garia und später in den Einleitungskämpfen auf „Cimone 
Ost" besondere Verdienste erworben, die ihm die Silberne 
Tapferkeitsmedaille II. Kl. eintragen. 
4. Komp, an! Unter uns knattert es, die Geschosse schwirren 
weit über unsere Stellungen. Die Situation wird allmählich 
klar. Größere feindliche Gruppen wollen durch ihre Feuer 
überfälle einen Angriff gegen die 3. Komp. Vortäuschen, 
um die gegen den Zug der 4. Komp. Lt. Rosmystow- 
sky geführten Angriffe zu verschleiern. 
Mit katzenartiger Behendigkeit haben todesmutige 
Feinde dort das letzte schwierige Stück, die Felsenrinne, 
erklettert. Nun kommen sie in unsern Schußbereich. Schon 
taucht der erste Italiener vor unserem Drahtverhau auf. 
Ein zweiter und dritter folgt. Handgranaten fliegen in 
unseren Graben. Verwundete! Nun wird es lebendig unter 
uns! Ein Geschrei erhebt sich, mit welchem sich die Feinde 
gegenseitig ermuntern wollen. Vor dem Drahtverhau 
liegend, haben einige aus nächster Nähe das Feuer er 
öffnet. Nun aber prasselt es wie ein Ungewitter auf die 
Tollkühnen. Einer nach dem andern kollert tödlich getroffen 
in die Schlucht hinab. Unsere Handgranaten tun auch dort 
ganze Arbeit. Jeder Wurf wird von wildem Gebrüll be 
gleitet. Trotz allem finden sich immer wieder todesmutige 
Feinde, die den Aufstieg versuchen. Sie alle teilen das 
Schicksal ihrer Kameraden. 
Stein- und Felstrümmer entfesselter Steinlawinen stürzen 
mit Gepolter in die Schlucht! Eine Kampfepisode hat ihren 
Abschluß gefunden! 
Der Feind hat schwere Verluste davongetragen. Noch 
am Vormittag tönt das Schreien der Verwundeten zu uns 
herauf. Aber auch wir sind nicht verschont geblieben. Drei
	        
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