Volltext: Die Rainer am Cimone

Das I. Baon und V213- Komp, in Stellung auf „Cimone Ost" 
Auch an der Front des I. Baons herrscht strenge Ge 
fechtsbereitschaft. Alles ist zum Empfang des Feindes vor 
bereitet. 
Wenn wir die Serpentinenstraße Barcarola—Tonezza 
und das südlich daran anschließende Gelände vor der 
Stellung der 1. und 2. Komp, außerhalb unserer Betrach 
tungen stellen, dann können wir auf der restlichen, etwa 
3 Kilometer langen Front nur wenige Stellen angeben, an 
welchen es einem überraschend durchgeführten Angriff 
feindlicher Kräfte vielleicht gelingen könnte, einen, wenn 
auch nur vorübergehenden Einbruch in unsere Stellungen 
zu erzielen. Geübte Kletterer können z. B. an der Südseite 
des weit vorspringenden Felskopfes, südlich der Kote 1068, 
eine Felsrinne benützend, den Plateaurand gewinnen. 
Dort beginnt die Valle di Pra del Bosco, eine lang 
gestreckte bewaldete Mulde. Der Zug Lt. Rosmystow- 
sky hat diesen Raum zu verteidigen. Eine andere Auf 
stiegsmöglichkeit ist durch die von Barcarola herauf 
führende Schlucht gegeben, die den Piateaurand halb 
kreisförmig zurückdrängt. Eine vorspringende Felsnase 
teilt sie in zwei Äste. Der nördliche Teil der Schlucht liegt 
schon im Bereiche des Streifkommandos und der Alpinen 
Abteilung. Südlich davon, bis zur Werkstraße reichend, 
schließt der Zug Fhnr. Welser an. Hier beginnt nun der 
Abschnitt des Fhnr. G r u b e r. Sein rechter Flügel steht in 
gleicher Höhe mit der zerschossenen italienischen Sende 
stalion auf dem weit vorspringenden Felskopf. Auch im 
Rayon dieses Zuges ist eine Aufstiegsmöglichkeit zu 
sperren. 
Schließlich bildet auch der von der Serpentinenstraße 
abzweigende, in seiner Fortsetzung nach C. Pierini 
führende Fußsteig eine bequeme Annäherungsmöglichkeit 
für den Feind; die Aufzählung wäre unvollständig, wollte 
man nicht auch den Fußweg erwähnen, der vor dem linken 
Flügel der 2. Komp, beginnend, in einem spitzen Winkel 
zu ihrer Front den Hang abwärts führt. Knapp bevor er 
die Straße erreicht, steht an einem überhängenden Felsen 
angelehnt, ein Haus; nach seinem Äußeren schien es ein 
ehemaliges Wirtshaus zu sein. 
Ein Angriff feindlicher Kräfte auf unsere Front kann also 
nur unter Benützung dieser Aufstiegsmöglichkeiten vor 
getragen werden. Wir sind aber überzeugt davon, daß 
einzelne hervorragende Alpinisten in der Lage sind, die 
steilen Ostwände auch an anderen Stellen zu erklettern. 
Lt. i. d. R. Ludwig Rosmystowsky 
4. Komp. 
Lt. Rosmystowsky, ein Pole von Geburt, ist vielen Rainern 
von Rußland her bekannt. Sein immer heiteres, gewinnen 
des Wesen, seine sprichwörtlich gewordene Geste, mit der 
er, jedermann Zigaretten anbietend, die polnische Gast 
lichkeit zu unterstreichen pflegte, ist wohl der allgemeine 
Eindruck, der uns die Erinnerung an diesen prächtigen 
Menschen wachhalten soll. 
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