Volltext: Die Rainer am Cimone

Eine bequeme Annäherungsmöglichkeit des Feindes 
auf „Cimone West" bildet die am steilen Westhang 
des Tonezzaplateaus eingesprengte Werkstraße. 
Dort, wo sie den Plateaurand erreicht, wurde von 
der 8. Komp, eine aus spanischen Reitern, Draht- 
und Astverhau gebildete Straßensperre errichtet. 
Im Hintergrund die Priafora. 
Die bis vor kurzem in Arsiero bequartierte Brigade 
kantoniert teilweise schon im Freddotal und hat bisher nur 
Patrouillen und Nachrichtendetachements vorgetrieben. 
Das Rgmt. Nr. 209 stand in den bisherigen Kämpfen nicht 
in Verwendung. Die Ausrüstung des Rgmts. ist gut, die 
Verpflegung ebenso, aber knapp. Im übrigen besteht eine 
Sehnsucht nach dem Frieden, wiewohl dieser Krieg als 
politische Notwendigkeit empfunden wird. 
Die unten an der Straße verbliebene, hinter den Fels 
wänden gedeckte feindliche Abteilung machte sich am 
Nachmittag wieder bemerkbar. Einzelne Gewehrgranaten 
fallen in die Nähe der „Koffer" ein, ohne aber Schaden 
anzurichten. 
Die aus den Einleitungskämpfen gewonnenen Erfah 
rungen lassen mit besonderer Deutlichkeit erkennen, daß 
die Anlage der „Koffer" an der Front der 7. und 8. Komp., 
die derzeit aus technischen Gründen zum Teil nicht ganz 
an den Plateaurand vorgerückt werden konnten, dem 
Feinde die Möglichkeit gibt, ohne von uns bemerkt zu 
werden, auf der Straße bis zur Straßensperre vorzudrin 
gen. Eine wirksame Bekämpfung des im toten Raum be- 
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findlichen Feindes ist nur vom Plateaurand aus möglich, 
wie es die heutigen Kämpfe bewiesen. 
Aber noch etwas ist es, was bei der Anlage der Stütz 
punkte nicht bedacht wurde. Wer konnte aber auch ahnen, 
daß aus der Richtung des Plateaus der Sieben Gemeinden 
Rückenfeuer zu erwarten ist? 
In der Dämmerung setzt schlagartig das feindliche 
Artilleriefeuer wieder ein. Es konzentriert sich besonders 
auf die beiderseits der Werkstraße angelegten Stellungs 
teile der 8. Komp. Es ist schon sehr unangenehm, vom 
Flankenfeuer aus der Richtung der Priafora erfaßt zu 
werden. Nun aber gesellt sich auch noch Rückenfeuer da 
zu. Es sind schwere Ekrasitgranaten, die uns in unseren, 
nach rückwärts offenen Stützpunkten stark bedrängen. Ein 
Unmut ergreift uns bei dem Gedanken, daß es eigene 
Artillerie ist, die uns das Leben schwer macht. Wir zaudern 
gewiß nicht und sind bereit, unser Leben zu lassen, wenn 
es gilt, dem Feinde Widerstand zu leisten, wir haben aber 
keine Lust, im Feuer unserer schweren Artillerie ein stilles, 
unnützes Heldentum zu begründen. 
Oblt. Köstlbacher, der Kmdt. der 8. Komp., ein
	        
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