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1787 erschienenen „Skizze von Linz" versichert. Das gibt uns
aber auch einen Fingerzeig, von welchem Standpunkte die
Linzer Schiller damals auffaßten. Er ist kein eben hoher. Um
ihn zu verstehen, muß man sich vergegenwärtigen, wie die
Lektüre beschaffen war, aus der sich in jenen Tagen das liebe
Publikum seine literarischen Urteile, seinen ästhetischen Geschmack
aneignete.
Da sind in erster Linie die berühmten „Eipeldauer Briefe"
zu nennen, dieses „Sprachrohr des platten, selbstgefälligen
Spießbürgertums", die eine Reihe von Nachkommen hatten
und während ihres Bestandes (1785—1821) wahrlich genug
zur Verbildung der sonst so „aufgeklärten" Bevölkerung bei¬
getragen haben.
Hören wir einmal seine Weisheit.
Im Jahre 1809 (Heft 10, S. 7 ff.) nennt der Eipel¬
dauer Schillers „Räuber" eine „Mordhistori" und berichtet
über „Fiesko", ein „Trauerspiel, in dem doch ganz lustige
Gedanken d'rin waren". Der „Hauptspaßmacher" ist der
Mohr, das ganze Stück ein „Schenistück". Ausführlich be¬
handelt er die Totenfeier Schillers, die am 17. Dezember
1808 etwas verspätet von der Hoftheater-Direktion in Wien
veranstaltet wurde: „Da ist aber vor langer Zeit zu Weimar
im Sachsenland der berühmte Po8t Schiller g'storbn, der
nebst mehreren anderen Theaterstücken auch den Fiesko und
die Räuber g'schriebu hat, von denen ich dem Herrn Vetter
schon einmal erzählt hab, und da gibt's fast kein' Haupt¬
stadt in Deutschland, wo's nicht zu sein Angedenken und zum
Besten seiner Familie ein kleines musikalisches Stück auf¬
geführt hätten, und das hat den Titel „Schillers Feyer —
Seinen Manen — Durch seinen Geist". Weit also unsre
liebe Wienerstadt auch zum Deutschland g'hört und weil der
verstorbene Schiller „wirklich einer der größten Posten war,
weil die guten Wiener jedem großen Mann Gerechtigkeit wider-