Volltext: Englische Staatsmänner

Landedelmann und Privatgelehrter 
wissenschaftlichen und philosophischen Studien und 
mit analytischen Spekulationen beschäftigte. 
Als er großjährig wurde, nahm er die Verwaltung 
seiner Güter in die Hand und gedachte nun das stille 
Leben eines englischen Landedelmannes und Privat⸗ 
gelehrten zu führen. Zur Zeit jedoch, da Beaconsfield 
zum zweitenmal Ministerpräsident wurde, ließ er sich 
von seinem Herford⸗Distrikt ins Parlament senden. Er 
folgte hierbei nicht vielleicht einem inneren Drange, 
sondern bloß dem Wunsche seines Onkels, des Lord 
Salisbury, der darauf bestand, daß der Distrikt wieder 
von einem Mitglied seiner Familie vertreten werde. 
In diesem Distrikt war der Einfluß der Familie Cecil 
so stark, daß Balfour nicht einmal einen Gegenkan⸗ 
didaten fand. Unangefochten betrat der junge Cam— 
bridge⸗man den Klub zu Westminster. Welche Be— 
deutung er seiner Wahl zum Abgeordneten beimaß, 
beweist die Tatsache, daß er gleich darauf eine Welt— 
reise unternahm. Als er nach Hause zurückkehrte, 
hielt er seinen Pächtern Vorträge über das Gesehene; 
im Parlament jedoch sprach er zwei Jahre lang nicht 
eine Silbe, und nach seiner Jungfernrede vergingen 
wiederum acht Monate, bis er den Mut und die Ge— 
legenheit fand, neuerdings aufzustehen und zu 
sprechen. Es ist vielleicht nicht uninteressant, zu er⸗ 
wähnen, daß er damals als Gegner des parlamen— 
tarischen Frauenrechts auftrat. Er meinte, daß, wo 
den Frauen bisher die Stimme erteilt worden wäre, 
es sich nicht als Erfolg erwiesen hätte, und die „kühn— 
sten Frauen sind nicht immer die besten“. Man 
schenkte dem hochgewachsenen, überschlanken Jüng— 
ling, der sich nur durch gute Manieren und eine an— 
genehme Stimme auszeichnete, keine Beachtung. 
Aber Lord Salisbury ließ nicht locker. 1878 nahm er 
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