Volltext: Englische Staatsmänner

In Irland stimmten sie knapp vor dem großen 
Kriege ihre Harfen. Das alte, richtige Barden— 
instrument sollte eine Morgenröte grüßen, sollte mit 
Jubelakkorden bereit sein, wenn diesmal, diesmal 
endlich ein hundertjiähriger Traum seine Erfüllung 
finde. Homerule für Irland war der alte Ruf, 
Homerule für Irland das Ereignis, das der Session 
geschichtliche Bedeutung verleihen sollte. Und der 
Held, von dem sie den mirakulösen Umschwung nun 
erwarteten, der Held, der dreißig Jahre lang gekämpft, 
um nichts als nur um diese eine Idee gekämpft hatte, 
zu dem ganz England und alle Jren in der Welt mit 
Spannung aufblickten, heißt John Redmond. Den 
alle Blätter den Diktator nennen. 
Hart und wuchtig klingt der Name; hart, starr⸗ 
köpfig und wuchtig ist der Mann. Wenn man ihn in 
den Gängen des Parlaments vorübergehen sieht, 
breitschulterig, stämmig und massiv, da weiß man 
gleich: das ist einer. Der Eindruck seines Kopfes ist 
unvergeßlich. So stellt man sich jene amerikanischen 
„Bosses“ vor, die über Menschen und ungeheure 
Komplexe regieren (und die ja fast alle irisches Blut 
in den Adern haben). Eine hohe, breite Stirn, eine 
kühn geschwungene Nase, hervorquellende Augen 
über Tränensäcken. Aber das Merkwürdigste sind die 
fleischigen, breitausgebuchteten Backen. Die hängen 
jedych nicht schlaff herab, sondern sind feist und stark 
gerötet und man merkt die mächtigen, zermalmungs⸗ 
fähigen Kinnladen dahinter. Ein Herr, mit dem nicht 
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