Die Einteilung des Fußvolks in Fähnlein fanden wir schon zur
Landsknechtszeit. Das Zusammenwirken zwischen Pikenieren und
Schützen wurde bald nach dieser, bald nach jener Richtung ge¬
fordert. Erst war man dabei, den Pikenieren möglichst den Schutz
der Musketiere und Landschützen angedeihen zu lassen, später über¬
legte man das Umgekehrte. Auch der Schütze sollte durch den
Pikenier Unterstützung finden dürfen, wenn er auö seinem Vor¬
sturm in die Verteidigung zurückgedrängt wurde. So kam man
zu den verschiedensten Formen der Infanterie-Taktik. Eine davon
sah vor, die Pikenierbataillone mit Schützen zu umgeben, eine
andere wollte beide Infanterie-Gattungen abwechselnd nebenein¬
ander stellen; so ging die Entwicklung weiter.
Zwei Ordonnanzen geben der Infanterie, die am Ausgang des
Mittelalters ihre Auferstehung erlebte, das neue Gesicht. Die
schweizerische haben wir schon in den Landeknechtszügen erlebt.
Die ungarische und die niederländische, beide nebeneinander in der
Behauptung, führen sie weiter fort, und der niederländischen ge¬
hörte dann die Zukunft.
Die ungarische Ordonnanz: das gevierte Pikenierbataillon, die
Umkleidung durch Schützen, die großen gevierten Schützenflügel.
Diese werden zumeist von den Musketieren gebildet, während die
Arkebusiere als Plänkler vorgingen, um sich nötigenfalls dann
auf sie und den Schutz ihrer Spieße zurückzuziehen.
So geht die ungarische Ordonnanz mit mehreren großen Ein¬
heiten ins Gefecht; die niederländische dagegen bevorzugt eine
Aufstellung mit größerer Front und geringerer Tiefe. Aber auch
sie beginnt wie schon die Schweizer mit drei großen Hausen die
Schlacht, mit dem Vorzug oder der Avantgarde, mit dem mitt¬
leren Zug, der Bataille und mit dem Nachzug, der Arrieregarde.
In der Schlachtaufftellung nimmt der Vorzug den rechten Flügel,
der Mittelzug das Zentrum und der Nachzug den linken Flügel.
Eine Entwicklung hintereinander wird dann ausgeführt, wenn
das Gelände es so befiehlt.
Taktische Einheit dieser Infanterie des 16. und 17.Jahr-
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