Volltext: Unvergleichliche deutsche Infanterie

An einem nebligen Morgen des 16. November brach das Heer 
auf. Im deutschen Hauptquartier wußte man um diese Stunde 
schon, daß alle Alpenpäffe vom Feind gesperrt waren. DerFrundS- 
berg hatte die Tage vorher Schanzkörbe flechten laffen und brachte 
schweres Geschütz in Stellung; so glaubten selbst seine eigenen 
Leute, er wolle mit Gewalt die Veroneser Klause brechen. Bald 
darauf hatte er wieder Maßnahmen getroffen, die auf einen 
Durchbruch am Idro-See schließen ließen. Es war ein Rätsel¬ 
raten im eigenen und im fremden Lager, ein Meisterstück der Irre¬ 
führung, das seine volle Wirkung tat. Denn an diesem 16. No¬ 
vember ließ der Frundsberg wider alles Erwarten nicht gegen die 
Klause und auch nicht gegen das feste Bergschloß Rocea d'Anfo 
marschieren, sondern wandte sich südwärts auf die einsame Höhe 
des BergkammS, um den Feind zu umgehen. 
Da verschwand den deutschen Knechten vor der Anstrengung, 
die eS nun zu ertragen galt, bald das lockende Ziel Rom und stellte 
sich doch wieder vor sie hin, wenn es hieß, die letzte Kraft zusam¬ 
menzunehmen, um nicht umzusinken. Auf schmalen Berggrat, wo 
zu beiden Seiten die schwindelnden Abgründe lauerten und nur 
immer ein Mann hinter dem andern schreiten konnte, führte der 
tollkühne Marsch, von eisigem Sturmwind umbraust. Zuweilen 
packte er einen der Knechte, warf ihn seitwärts, so daß er ins 
Straucheln kam und mit einem Aufschrei in die bodenlose Tiefe 
sank. Oft riß er dabei den Vordermann mit sich, wenn er ihn mit 
letztem Lebenswillen zu umklammern versuchte. Die aber folgten, 
verloren jetzt im Schneetreiben die Sicht, tappten nach hier und 
dort, kamen nun selbst ins Gleiten und zerschmetterten auf der 
Sohle des Abgrunds. 
Dennoch gelang dieser einzigartige Marsch deutschen Fußvolks, 
in dessen Mitte ein greiser Führer trotz Alter und niemals ganz 
verharschter Wunden, trotz mühsamen Atems und gedrungenen 
Leibes, wie der einfachste Troßknecht immer das Beispiel gab. 
Der Monte Calvo wurde bezwungen und überschritten, und endlich 
gelangte das Heer in die steilschwindelnde Schlucht von Piombo. 
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