die Flamen auf beiden Flügeln über den Graben vor und packen
sie jetzt auch von den Seiten. Was von den Rittern noch zu fliehen
vermag, wird auf das nachfolgende Heer zurückgedrängt und bringt
auch dieses ins Wanken, ins Weichen. Das Fußvolk der Franzosen
wird hoffnungslos durcheinandergewirbelt, ohne zum Schlag zu
kommen, und die völlige Niederlage ist nicht mehr aufzuhalten.
Ehre, Stand und Ruf des alten Adels und mit ihr der Ruhm
der französischen Tapferkeit erlitten auf dem Felde von Courtrai
einen empfindlichen Stoß. Edle Ritterschaft, Blüte deö Landes
und bis dahin im Glauben, unbesieglich zu fein, war vom ge¬
meinen Volk, von dem niedrigsten der Welt, wie ein Chronist
behauptete, von Tuchmachern, Walkern und andern gemeinen
Handwerkern blutig aufs Haupt geschlagen worden. Seitdem
nahm eS ein Flamländer zu Fuß getrost mit zwei französischen
Rittern zu Pferde auf einmal auf.
DaS geschah bei Courtrai am 21. März 1302, wo von 6500
gepanzerten Rittern 6000 zu Tode gekommen sind.
In einem Winkel der Weltgeschichte hatte das Fußvolk be¬
wiesen, daß es noch nichts von seiner alten Bedeutung verloren
hatte. ES war nur feine eigene Schuld, wenn später der kühne
Herzog von Burgund, Karl, sich seiner nicht versicherte, sondern
im alten Ritterstolz alle Vorzeichen für nichts achtete, die das
Ende der Reiterei als der schlachtentscheidenden Waffe verkün¬
deten. Bei Nancy büßte er es mit Krone und Leben.
Denn wieder war das Volk in der Waffe zu Fuß lebendig ge¬
worden, wenn eö auch nur allmählich, nicht mit dem gewaltigen
Schlachtengeräusch der Flamen bei Courtrai, seine Kraft bewies.
Um so eindringlicher und nachhaltiger setzte es diese ein, und durch
Jahrhunderte galten die Schweizer als unbesieglich.
Schon bei Morgarten, als sie den Herzog von Österreich war¬
fen, hatte das eigenwillige Volk der Berge von sich reden ge-
macht. Das war aber mehr ein Verzweiflungskampf gewesen.
Die eigentliche Geburtsstunde des Schweizer Fußvolkes schlug
bei Laupen in jener Fehde, die die tapfere Stadt Bern verbündet
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