Volltext: Unvergleichliche deutsche Infanterie

Ein Geschichtsschreiber jener Zeit hat eS einmal ausgesprochen: 
niemals in der Geschichte sei mit einem geringeren Aufwand an 
Hebelkraft eine größere Massenwirkung erzielt worden. Dieser 
geringe Aufwand erklärt sich aus der Knebelung durch die 
Franzosen, in der sich die königliche Regierung noch bis zu den 
entscheidenden Schritten befunden hat und die den Rüstungs¬ 
erlaffen eine Sprache zudiktierte, die auf jedes größere rethorische 
Beiwerk verzichten mußte, wie eS eine flammende Begeisterung 
zu erwecken vermag. Erst der berühmte Aufruf des Königs an 
sein Volk vom 17. März 1815, der jedoch mit der Kriegserklärung 
an Frankreich nach Abschluß des Schutz- und TrutzbündniffeS mit 
Rußland schon zusammenfiel, zeigt jene aufrüttelnde und an¬ 
feuernde Sprache, die die Stunde verlangte; um diese Zeit aber 
wußten die Regierenden bereits, daß das ganze Volk in allen 
seinen Ständen und Berufen freiwillig jede Maßnahme guthieß, 
und mochte sie auch die größten Opfer von dem einzelnen erfordern, 
die geeignet war, das fremde Joch abzuschütteln. Der General 
v. Börstel, der eigenmächtig mit seiner Garnison schon im Februar 
Kolberg verlassen hatte, gab dieser Stimmung Ausdruck, als er 
am 27. des gleichen Monats an den in Breslau noch immer von 
Franzosen und ihren Aufpassern umgebenen König schrieb: „Ich 
bitte Ew. Majestät fußfällig, lassen Sie uns los!" Die Stimme 
dieses Generals war die Stimme des ganzen Volkes. 
So war also der Boden trefflich bereitet, auf dem die bislang 
auf den Schlachtfeldern unüberwindlich scheinende französische 
Ordonnanz für das Fußvolk in einer besonderen deutschen Form 
siegreich Einzug halten konnte. Die Einteilung der Armee in 
Divisionen galt nicht nur für den Krieg, sondern blieb auch im 
Frieden bestehen; die Truppen sollten sich für immer in diesem 
Verband eingewöhnen. 
Ursprünglich nannten die Preußen die Divisionen noch Brigade, 
sie bestand aus 7 Bataillonen Infanterie, 2 Reiterregimentern 
und einigen Batterien. Im Kriege von 1814 und 1815, als 
Napoleon endgültig zu Fall geriet und die Herrschaft der Hundert 
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