losigkeit »nd Nichtswürdigkeit herabsank, die niemals in seinem
inneren Wesen begründet liegen konnte. Man hatte den kämpfen¬
den Truppen zu Fuß, indem man nur Gepreßte, Gezwungene in
ihre Reihen schickte, aus freiem Entschluß den Stempel des Min¬
deren aufgedrückt; man trug damit von Anfang an die Keime des
Aufruhrs, der ständigen Disziplinlosigkeit hinein; man hatte zu¬
letzt verabsäumt, ihm das Wichtigste zu geben, das jeder Soldat
besitzen muß: ein Ehrgefühl. Der Troßknecht war bald nicht viel
weniger als ein Mann, der kein Pferd für den Kampf besaß. Die
Reiter, die Ritter entschieden die Schlachten und Kriege.
Außere Ereigniffe taten ein übriges, um dieses Urteil als un¬
abänderlich hinzustellen. Mit den Hunnen Attilas hatte es be¬
gonnen, die Reitervölker der Ungarn, die eine Zeitlang ganz
Deutschland in Tributpflicht brachten, bis der Volkskönig Hein¬
rich I. ihnen durch neugeschaffene FestungS-Städte Halt gebot,
setzten es fort, und noch unter dem großen Stauferkönig Fried¬
rich II. trugen die Mongolenscharen DschingiS-Khans auch in die
europäische Welt Schrecken und Entsetzen. Daß jemals wieder
das Fußvolk eine entscheidende Rolle zu spielen berufen sei, ja,
daß es letztlich allein auch in der Zukunft aller Schlachten und
Siege Meister blieb, solche Wahrheit war in dem Glanz strah¬
lender Ritterrüstung für lange versunken.
Dennoch hätten die Großen der Welt aufmerken müßen, wenn
sie dazu Zeit gehabt hätten. Aber sie waren damals zu sehr ge¬
wohnt, nur in dem Vorteil der einzelnen Menschen, der Stände,
so wie sie die Entwicklung geschaffen hatte, die Geschichte zu be¬
denken und zu lenken. Das Fußvolk lebte noch immer... und dort,
wo es zuweilen im Lauf dieser Jahrhunderte sich zeigen konnte,
da wurde noch immer eine klägliche Niederlage des Rittertums
daraus, die noch dazu von Schimpf und Schande nicht weit ent¬
fernt blieb. Das Fußvolk des Mittelalters, soweit es noch stark
war, blieb an den Rändern der Geschichte versteckt, führte in
ihren verborgenen Winkeln ein fast märchenhaft anmutendes Da¬
sein und verlor dabei doch nichts an seiner ursprünglichen, eigen¬
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