Volltext: Alt-Wiener Kulturbilder [322/323]

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Tag und Nacht waren die Seidenzeug-, Samt- und Borten— 
webereien beschäftigt. Die Arbeiter verdienten so viel Geld, 
daß sie an Sonntagen wie ihre Herren lebten, und diese hatten 
alle Tage Sonntag. 
Uberfluß erzeugt Übermut. Dieser gab sich auch darin 
kund, daß sie bei ihren Schwelgereien sich die Tabakspfeifen 
mit Bankozetteln anzündeten. Im Speisesaal des Gasthofes 
„Zum Schwan“ in der Kärntnerstraße versammelten sich all— 
abendlich viele junge Kaufleute. Auch diese gingen so weit, 
daß sie sich der Bankozettel als Fidibusse bedienten. Der Wirt, 
Herr Munsch, dem dieser Mutwille sehr mißfiel, machte den 
jungen Herren Vorstellungen. „Wäre es denn nicht besser,“ 
meinte er, „wenn Sie bei Ihrem Reichtum der Armen ge— 
dächten und die Bankozettel, die Ihnen überflüssig sind, be— 
drängten Familien zukommen ließen?“ — „Es gibt jetzt keine 
bedrängten Familien in Wien,“ erwiderte ihm einer aus der 
Gesellschaft, „übrigens können wir mit unserem Geld an— 
fangen, was uns beliebt. Zum Beweise,“ setzte er hinzu, indem 
er eine Banknote von fünfhundert Gulden aus der Tasche 
zog, „werde ich diese Note in Rauch aufgehen lassen.“ — 
Und er verbrante die Fünfhundertguldennote.
	        
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