Volltext: Alt-Wiener Kulturbilder [322/323]

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„Daß Robertson empor sich schwang, 
Was unserm Deutschen nicht gelang, 
Das macht, daß in Luft und Wind 
Nur die Franzosen Meister sind!“ 
Diese wenigen Worte wirkten Wunder. Sie gingen von 
Mund zu Mund. Man lobte den alten Professor und hörte 
auf, den unglücklichen Degen zu lästern. Ruhig gingen die 
Leute nach Hause. Acht Tage darnach kündigte Degen seinen 
Vogelflug wieder an Das Heer der Neugierigen war wo— 
möglich noch größer. Und nun hatte er entschieden Glück. Hatte 
man ihn bei seinem ersten Versuch verdammt, so erhob man 
ihn jetzt in den Himmel. Aber welche Hölle erwartete den 
kühnen Flieger, als er wieder zur Erde zurückkehrte. Seine 
teuflischen Gläubiger hatten alle seine Einnahmen gepfändet 
und Degen, der seinen leßzten Kreuzer für die künstlichen 
Flügel hingegeben, mit Weib und Kind oft gehungert, der 
seine Ehre eingesetzt und sein Leben gewagt hatte, war wieder 
so arm wie zuvor. Nun schenkten ihm Gönner und Freunde 
so viel, daß er mit seiner Flugmaschine eine Reise nach Paris 
unternehmen konnte. Dort glaubte er sein Glück zu finden. 
Allein es erging ihm in Paris noch schlimmer. Wieder brach 
ein Flügel und den anderen schlug ihm das erbitterte Volk 
entzwei. Degen kehrte bald nach Wien zurück, wo er als pen⸗ 
sionierter Werkmeister der Nationalbank erst am 28. August 
1848 im Alter von 88 Jahren starb. 
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