Volltext: Alt-Wiener Kulturbilder [322/323]

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Ein großes Ausstattungsstück. 
Im Jahre 1807 erlebte ein neues Stück im Theater an der 
Wien über fünfzig Aufführungen. Es war nach langer Zeit 
das erste romantische Produkt, an das die Direktion eine 
enorme Summe wendete, denn die Dekorationen, Maschinen 
und Kostüme kosteten 40.000 Gulden Bankozettel. 
Das besagte Ausstattungsstück, eigentlich eine Oper, hieß 
„Idas und Marpissa“ und hatte den Schauspieler Matthäus 
Stegmayer zum Verfasser, welcher dem Theater a. d. Wien 
mit wenig Ausnahmen nur Kassastücke lieferte. Trotzdem er— 
hielt er nur spärliche Honorare und hätte mit seiner Familie 
höchst kümmerlich leben müssen, wenn er nicht auf den glück— 
lichen Einfall gekommen wäre, eine Theateragentur zu 
gründen, welche damals nicht nur die erste in Wien, sondern 
in ganz Deutschland war. 
In dieser Oper sahen die Wiener Wunderdinge, gegen 
welche die Dekorationenpracht, der Maschinenaufwand und 
der Glanz der Kostüme früherer Theatervorstellungen wie 
bloße Schattenbilder erschienen. Am meisten entzückten die 
Verwandlungen. Zuerst wurde aus einem stürmischen Meer 
der Palast des Traumgottes; es erschienen alle guten und 
bösen Träume allegorisch. Der Traumgott selbst schwebte mit 
einer Unzahl von Genien und Furien aus dem Hintergrund 
der Bühne fast bis zur ersten Kulisse hervor. Dann sah man 
eine Rosenknospe, die sich nach und nach entfaltete; im Mittel— 
punkt barg sie ein allerliebstes Kind, den Liebesgott. Drei 
Bühnen waren übereinander zu sehen, Jupiters, Neptuns 
und Plutos Reich darstellend. Apollo thronte auf seinem 
Sonnensitz, vom Tierkreis und allen Sternen des Himmels 
umgeben. Selbst die Phantasie des später durch ähnliche 
Spektakelstücke so bekannt gewordenen Told, des Verfassers 
des „Zauberschleiers“, bot nicht ähnliches mehr. 
Stegmayer war aber auch nicht wenig stolz darauf, daß 
er auf die Schaulust der Wiener so glücklich zu spekulieren 
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