Volltext: Alt-Wiener Kulturbilder [322/323]

kommen, einen Vierteleimer „Mailänder“ zu riskieren. Ich 
trinke aber auch mit.“ 
An solchen Herausrufen fehlte es auch nie. Dem Publi— 
kum gewährte es unendlichen Jux, den Virektor nach jeder 
Szene fünf-, sechsmal zu rufen. Am tollsten trieben es die 
gerade an jenen Abenden nicht beschäftigten Hofschauspieler, 
z. B. Dauer, Ziegler, Sannens, Klingemann u. a. Ziegler 
machte den armen Max besonders verrückt. Nach jedem Akt— 
schluß lief er auf die Bühne, umarmte ihn und gab ihm 
unausgesetzt die Versicherung, daß er nächstens an die Stelle 
Langes für die Heldenrollen an beide Höftheater bexufen 
werde. Das machte den unglücklichen Sandersky immer ver— 
rückter. Er glaubte wirklich, daß er ein großer Künstler sei, 
gebärdete sich noch toller, schnitt noch gräßlichere Gesichter, 
schrie und tobte noch wilder und ward dadurch immer mehr 
zur dielscheibe aller Wiener, welchen nichts lieber war, als 
einen Narren noch närrischer zu machen. 
Das Stück, welches Maximilian Sandersky im September 
1796 zu seinem Benefize gab, war „Rudolf von Felseck oder 
die Schwarzthaler Mühle“. Mit nachstehenden Worten machte 
er das Publikum auf seine Darstellung des „Felseckers“ auf— 
merksam.: 
Hohe und gnädige Gönnerr 
Glücklich ist der Schauspieler, welcher seiner Kunst 
gewiß frei und unbescholten auf die Bühne treten und mit 
innerer Lust und Wonne voller Zufriedenheit sich selbst zu— 
lächeln kann: Ich sammle mir Lorbeer — und das kann 
ich! Mein untadelhaftes Spiel, meine im Affekt sanfte 
und in Gelassenheit ro llen de Simme, meine entwer— 
fen den Pantomimen, welche ich (o, ja, ich därf, mich 
dieses Lobes würdig machen) meistens selbst verfaßt habe, 
bekräftigen das, was ich bien. 
Ich denke noch einer Zeit, wo ich an melancholischen 
Stunden Komödienbücher las und manchmal mir wünschte: 
o, wärest du doch diesen Helden, jenen Liebhaber oder zärt— 
lichen Vater zu spielen imstandel Und jetzt kommt wirklich 
die Reihe an mich. Ich trete auf — werde beklatscht, be— 
wundert —und bin der! weltbekannte Liebling und Aug— 
apfel unserer unschätzbaren Zuschauer und Kenner.
	        
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