Volltext: Alt-Wiener Kulturbilder [322/323]

Ein seltsamer Theaterdirektor. 
Im Jahre 1796 gab es in Penzing ein Theater, eine Art 
Kreuzerhütte. Dort hauste ein gewisser Maximilian 
Sandersky, früher Friseur, jetzt Heldenfspieler und 
Tragödienverfertiger, wie er sich nannte. Dieser Mann ge— 
währke den Wienern durch seine hirnverbrannten Ankün— 
digungen ungemein viel Spaß. So oft eine solche erschien, 
zog alle Welt hinaus nach Penzing und der Andrang war 
oft so groß, daß die Hütte einzubrechen drohte. 
Serr Maximilian Sandersky war nicht nur der Direktor 
der Truppe, er war auch ihr erster Schauspieler. Obgleich er 
der Unternehmer war, verlieh er sich doch alle Wochen ein 
paar besondere Einnahmen. Dies tat er, um die Preise der 
Plätze erhöhen und die Bewohner von Penzing — Penzing 
hatte damals den Vorzug vor Hietzing, das in jenen Jahren 
noch ein gewöhnliches Dorf war — brandschatzen zu können. 
Seine Truppe bestand aus den jämmerlichsten Komödi— 
anten, besonders die Schauspielerinnen wurden aus der Hefe 
des Volkes genommen. Sie mußten hübsch sein, das wurde 
gefordert. Gewöhnlich warb sie Sandersky aus den Bierhäusern 
am Spittelberg und den Praterkneipen. Die Dirnen machten 
dem Publikum ungemein viel Spaß. Die jungen Herren unter— 
hielten sich mit ihnen, indem sie vom Parterre hinauf die 
possierlichsten Dinge sprachen, welche nicht ohne Erwiderung 
blieben. Dabei hörte man die Mädchen, während der Vorhang 
noch nicht aufgezogen war, mit dem Direktor ganz laut und 
ungeniert reden. „No, wie ist es denn, Musje Max? Heute 
werden Sie uns doch zur „Weintraube“ führen und uns 
einen halben Eimer Bier zum besten geben? Heute machen 
Sie wieder ein unerhörtes Geschäft. Das Theater ist überfüllt. 
Heute bleiben Ihnen wenigstens fünfzehn Gulden über die 
Tageskosten.“ Der Direktor antwortete dann ebenso laut, daß 
das Publikum es hören konnte: Wenn eure Liebhaber mich 
einige Male herausrufen, so soll es mir nicht darauf an—
	        
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