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Märzoffensive in Kurland
20. März.
21. März.
Russischer Gegenangriff auf Mitau').
Von Mitau aus hatte die Baltische Landeswehr am 20. März das
Bataillon Eulenburg auf Weiten halbwegs Mitau—Janischki vorgeschoben,
um mit der dort vermuteten 1. Garde-Referve-Division Verbindung auf¬
zunehmen. Es kam zu einem Gefecht bei Weiten, in dessen Verlauf das
Bataillon auch tatsächlich Fühlung mit der 1. Garde-Reserve-Division ge¬
wann. Dann aber mußte Graf Eulenburg wegen der Ereignisse bei Mitau
schleunigst umkehren, ohne seinen Erfolg ausnutzen zu können.
Dort waren am 20. März nachmittags zwei von Panzerzügen unterstützte
Vorstöße schwacher Kräfte gegen die Aa-Brücke und die Flußabschnitte zu
beiden Seiten der Brücke erfolgt. Sie wurden unter persönlicher Leitung
des Führers der Landeswehr in Abwesenheit des Stoßtrupps und des
Bataillons Eulenburg mit einer Handvoll schnell zusammengeraffter Leute
abgeschlagen, die Brücke und der Brückenkopf unmittelbar nördlich von der
Abteilung Lieven zurückerobert.
Am 21. März scheiterte ein Versuch, die Panzerzüge durch Zerstörung
der Bahnen nach Riga und Jakobstadt am Eingreifen zu hindern. Die
damit beauftragte Abteilung der Landeswehr mußte sich bei Zenhof ver¬
borgen halten, weil die Russen inzwischen ihren Angriff auf Mitau mit
stärkeren Kräften erneuert hatten. Diesmal waren sie oberhalb Mitau über
die Aa gegangen und griffen nun beiderseits des Flusses wieder unter Ver¬
wendung von Panzerzügen und Panzerkraftwagen an. Es gelang der Landes¬
wehr, den Angriff auf den Bahnhof abzuweisen und auch an anderer Stelle
den Rand der Stadt zu halten. Immerhin sah die Lage der Landeswehr
den weitüberlegenen Russen gegenüber zeitweise ernst aus. Eine wirkliche
Bedrohung bedeutete aber der Angriff auch an diesem Tage nicht, auch nicht
am Bahnhof, auf den sich der Hauptstoß richtete.
Inzwischen waren der Oberstleutnant von dem Hagen und, seinen Truppen
vorauseilend, Major Bischoff in Mitau eingetroffen. Sie fanden den Kom¬
mandeur der Landeswehr auf dem Turm der Trinitatiskirche, von wo er
das Gefecht geleitet hatte. Oberstleutnant von dem Hagen übernahm das
Kommando. Von dem Turm aus sah man die langen Kolonnen der
Eisernen Division in schnellem Tempo der Stadt zustreben. Schnelligkeit
und Länge der Kolonnen machten auf Freund und Feind einen imponie¬
renden Eindruck und trugen nicht wenig zu dem für die Deutschen siegreichen
Ausgang des Gefechts bei. Beides ergab sich aber lediglich aus der Tat-
*) Skizze 7 und 8.