Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

Vormarsch des VI. Reserve-Korps 
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Man wird dahingestellt lassen müssen, ob sich diese Pläne im Rahmen 
des möglichen hielten. Denn wenn auch bei Riga ein Überrumpelungs¬ 
erfolg nach den späteren Erfahrungen selbst mit den schwachen Kräften, die 
die Landeswehr für ein solches Unternehmen freimachen konnte, möglich 
erscheinen muß, so wären doch auch nach einem solchen die beiden Gruppen 
der Landeswehr — bei Riga und Mitau — ohne die Möglichkeit schneller 
Unterstützung durch die weit entfernten übrigen Teile des VI. Reservekorps 
auf das äußerste gefährdet gewesen, ganz abgesehen von den politischen und 
wirtschaftlichen Schwierigkeiten, mit denen die Einnahme Rigas ver¬ 
bunden gewesen wäre. Der Generalstabsoffizier der Landeswehr vertritt 
allerdings die Ansicht, daß Riga zu halten gewesen wäre unter Ausnutzung 
der vom Jägel- und Stint-See^) sowie dem Mühlgraben gebildeten 
Hindernislinie. Wieweit dies zutrifft, läßt sich nachträglich schwer sagen. 
Die Ereignisse im Juni/Juli sprechen dagegen. 
Im übrigen geht aus einem Fernspruch des Generalkommandos 
vom 19. März hervor, daß dieses sich zeitweise mit ähnlichen Absichten trug 
wie die Landeswehr, wozu es sich mit den sehr viel größeren, ihm zur Ver¬ 
fügung stehenden Mitteln immerhin berechtigt glauben konnte. Es erbat 
in diesem Sinne die Entscheidung des Oberkommandos Nord über einen 
etwaigen Handstreich auf Riga mit derselben Begründung, wie sie Major 
Fletcher vorschwebte. 
Der Vormarsch des VI. Reserve-Korps^). 
Tatsächlich verliefen die Dinge so, daß das Generalkommando VI. Re¬ 
servekorps am 18.März, 745 vormittags, folgenden offenbar verstümmelten '».mär,. 
Fernspruch der Landeswehr erhielt: 
„Marschiere 17. 3., 6° abends, Tuckum. Aufbreche auf Mitau. Falls Aa 
passierbar, hole über Kalnzem aus. Fletcher." Später wurde ein Funkspruch 
mit der Ortsangabe „Standpunkt Mitau" durchgegeben. 
Es ist nicht festzustellen, ob hierauf sofort etwas veranlaßt oder erst 
versucht worden ist, die Lage durch Rückfragen zu klären. Jedenfalls 
datiert der Korpsbefehl, durch den General Graf von der Goltz der ver¬ 
änderten Lage Rechnung trug, erst vom 19. März, 12° mittags. Er ist ohne 
sichere Kenntnis von der Einnahme Mitaus erlassen und stützt sich darauf, 
daß der Gegner bereits vor der Front der 1. Garde-Reserve-Division und der 
Eisernen Division seine Stellungen räumte. Der Befehl lautete in seinen 
') Skizze 12. 
z) Skizzen 7, 8 und 9.
	        
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