Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

Operationeabsichten des VI. Reserve-Korps 
39 
Neubildungen Ersatz zu schaffen. Ihre Absichten liefen darauf hinaus, das 
Land zu halten und bolschewistisch zu organisieren. Der nicht besetzte Teil 
sollte durch Propaganda verseucht und für die spätere Eroberung vorbereitet 
werden. Größere Angriffe wurden unter diesen Umständen auf deutscher 
Seite nicht erwartet. Mit örtlichen Angriffen, vor allem zur Gewinnung 
von Lebensmitteln, war zu rechnen. 
Es lag nahe, diesen Schwächezustand der Sowjetmacht auszunutzen, um 
ihr einen möglichst großen Teil des Landes zu entreißen und damit den 
Bolschewismus wirksamer als durch Behauptung endloser Linien von den 
Grenzen des Reiches fernzuhalten. Auch die klimatischen Verhältnisse 
drängten zum Handeln, denn mit Eintritt der Schneeschmelze waren die kur¬ 
ländischen Wege auf Wochen hinaus so gut wie unbenutzbar. In der Truppe 
selbst war der Gedanke, die Bolschewisten anzugreifen und die Aa-Linie 
zu gewinnen, längst lebendig und die Ausbildung in diesem Sinne be¬ 
trieben worden. 
Vorher versuchte Graf von der Goltz indessen noch einen Zwischenfall mit 
der lettischen Regierung zu erledigen. Deren Kriegsminister Sahlit hatte 
eine lettische Kompanie ohne Rücksprache mit dem Generalkommando aus 
der Front nach Libau zurückgezogen, worauf das Generalkommando — aller¬ 
dings ohne Erfolg — die Absetzung Sahlits verlangte. Die immer 
brennender werdende Frage der lettischen Mobilmachung suchte der Kom¬ 
mandierende General durch persönliche Aussprache mit dem Minister¬ 
präsidenten Ulmanis zu klären. Sie blieb aber infolge der Zähigkeit der 
Letten offen. Ein Eingreifen über die Waffenstillstandskommission lehnte 
die Oberste Heeresleitung ab. 
Operationsabsichten des VI. Reserve-Korps'). 
Am 1. März konnte General Graf von der Goltz dem Oberkommando 
Nord seine Operationsabsichten melden. Er ging davon aus, daß ein um¬ 
fassendes Vorgehen mit starkem linken Flügel wegen fehlenden rollenden 
Materials auf den nordkurifcheu Bahnen nicht möglich war. Der Vorstoß 
sollte deshalb, mit dem Schwerpunkt auf dem rechten Flügel, entlang der 
Bahn Libau—Mnrawjewo—Mitau angesetzt und dorthin der stärkste Ver¬ 
band, die 1. Garde-Reserve-Division, gezogen werden. Auf diese Weife 
konnte man hoffen, die kurifche Halbinsel von ihrer Basis abzuschneiden. 
Im einzelnen wurde am 27. Februar in einer Besprechung von General¬ 
stabsoffizieren des Generalkommandos, der 1. Garde-Reserve- und Eisernen 
Division festgelegt, daß zunächst die Eiserne Division ihren rechten Flügel 
1. Ritts). 
') Skizze 3.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.