Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

Die Eiserne Division 
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Unterbringung war kläglich, am unhaltbarsten aber die Versorgung der 
Truppe. Die Befehls- und Versorgungsübermittlung nach dem rechten 
Flügel ging z. B. teilweise über Memel hintenherum auf weiten Umwegen 
und dabei naturgemäß unter Mitbenutzung von Zivilstellen. Mit den 
wenigen, damals noch unfertigen Kolonnen war nichts zu erreichen. Last¬ 
autos waren auf den schmalen, gewölbten und vereisten Wegen unverwend¬ 
bar. Außerdem war das Benzin meist gestohlen. Es rechtzeitig zurück¬ 
zustehlen, war nicht so einfach. Man mußte sich also zunächst einmal in den 
Besitz der Bahnstrecke Murawjewo—Schaulen setzen. Die Bedenken gegen 
eine solche, doch nur durch Angriff mögliche Operation waren recht 
gewichtig." 
Die Gesamtstärke der Division betrug Anfang März etwa 5000 Mann in 
sieben Bataillonen, drei Eskadrons, vier Feldbatterien, einer Pionier¬ 
kompanie und einer Fliegerabteilung. 
Mit noch größeren Schwierigkeiten hatte die „E i s e r n e D i v i s i o n" 
zu kämpfen. Die ihr aus Libau zugeteilten Truppen erwiesen sich alle mehr 
oder minder als unbrauchbar. Sie waren durch die Einflüsse der Hafenstadt 
verdorben. Der Zustrom von Freiwilligen aus der Heimat kam zwar all¬ 
mählich in Gang, es war aber unvermeidlich, daß unter den Neu¬ 
angeworbenen, insbesondere den von den amtlichen Werbestellen Heraus¬ 
geschickten, sich nach wie vor Elemente befanden, die keineswegs zu kämpfen, 
wohl aber sich „gesund zu machen" beabsichtigten. Ein neuer Mantel, ein 
Paar Stiefel und eine Reise nach dem Baltikum und zurück waren das 
mindeste, was, abgesehen von der hohen Bezahlung, bei einer Anwerbung 
herauskommen mußte. Die immer noch üblichen kurzfristigen Kündigungen 
erleichterten ein solches Verfahren. Beliebige Wiederholung war, wenn 
man es nur geschickt anfing, keineswegs ausgeschlossen. Der dauernde 
Wechsel des Mannschaftsbestandes erschwerte die Ausbildung und Diszipli¬ 
nierung der Truppe. 
Diese griff daher zur Selbsthilfe und forderte bekannte Offiziere in der 
Heimat auf, dort „Leute auf ihre Person zu verpflichten und mit solchen 
Transporten, gleichviel wie stark sie sind, sich zur (Eisernen) Division durch 
die A.- und S-Räte^) durchzuschlagen". 
Zu diesen Schwierigkeiten kam das Verhalten mancher Dienststellen in 
der Heimat. Diese suchten unter dem Einfluß ihrer Soldatenräte die 
Werbung der Eisernen Division zu verhindern und trotzdem geworbene 
*) Arbeiter- und Soldatenräte.
	        
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