Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

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Vorbereitungen zur Offensive 
gerufen, die sich schon daran gewöhnt hatte, nur disziplinloses Soldaten¬ 
gesindel in den Straßen zu sehen. Geradezu unerhört für die damalige 
Zeit war es, wenn nachmittags die einzelnen Zuge, mit Karabiner aus 
Schulter, geschlossen, von einem Offizier geführt, zum Scharfschießen zur 
Hasenheide marschierten." 
* 
»Ich hatte mir in den Kops gesetzt, was Bekleidung und Ausrüstung 
betraf, genau so auszurücken wie 1914. Nach vielem Hin- und Herlaufen 
gelang es, die ganze Eskadron völlig neu einzukleiden und auszurüsten; 
auch die Sättel, Woilachs und Geschirre waren völlig neu. Die Maschinen¬ 
gewehre ließ ich samt Fahrzeugen von der Gewehrfabrik Spandau abholen. 
Beide waren noch nicht im Felde gewesen, die Gewehre gerade eingeschossen. 
„Was die Mannschaft betraf, so bildete ich mir seit Anfang März ein, 
sie endlich in der Hand zu haben. Desertionen waren in den letzten Tagen 
nicht mehr vorgekommen. Alle waren willig und machten ihren Dienst 
ohne die geringsten Schwierigkeiten. Für die damalige Zeit und für eine 
so zusammengesetzte Mannschaft etwas ganz Außergewöhnliches! 
„Wie zusammengewürfelt die Mannschaft war, sieht man allein daraus, 
daß ich zwei Leute hatte, die noch kurz vor ihrem Eintritt bei mir als 
Spartakisten den »Vorwärts« gestürmt hatten. Mit diesen beiden hatte ich 
nie die geringsten Schwierigkeiten. Seitdem wir Abzeichen am Kragen 
hatten, die nur meine Eskadron trug, entstand auch so etwas wie ein 
gesunder Korpsgeist. Die Leute wurden stolz, Freiwillige, also etwas Be¬ 
sonderes zu feilt." 
War diese Schwadron immerhin im Anschluß und mit Unterstützung 
eines Friedenstruppenteils mit alter Überlieferung und festgefügtem 
Offizier- und Unteroffizierkorps entstanden, so verdankten andere Freikorps 
vielfach ihr Dasein lediglich dem Entschluß und der Tatkraft eines einzelnen, 
mehr oder minder jugendlichen Führers. Wie fich das auswirkte, mögen 
die nachstehenden Zeilen aus dem Buch eines solchen Freikorpsführers, des 
Chefs der als einer der ersten Verstärkungen zur Eisernen Division ge¬ 
langten Kompanie Lüneburg, zeigen: 
„... Es gab nicht mehr Offizier und Mann, nur noch Kämpfer, wenn 
auch Offiziere da waren. Der Führer allein war Bindung, Glauben. 
Selten sind so hohe sittliche und männliche Forderungen an einen Soldaten¬ 
führer gestellt worden wie gerade im Freikorps. Mußte er doch nicht nur 
im Gefecht führen, entschlossen und sicher befehlen, er mußte auch für 
Nahrung, Kleidung, Munition, für Löhnung sorgen, manchmal mit seinem
	        
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