Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

Schaffung kampffähiger Truppen 
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die Libauer Besatzungstruppen sich von dem Soldatenrat gegen den Gouver¬ 
neur aufhetzen ließen, war aber nicht von der Hand zu weisen. Sie 
sympathisierten sogar bis zu einem gewissen Grade mit den lettischen 
Arbeitermassen. 
Unter diesen Umständen war es von besonderer Bedeutung, daß es gelang, 
die P o l i z e i t r u p p e, die um diese Zeit eine Art Putsch zugunsten ihres 
in ein Gerichtsverfahren verwickelten Chefs gemacht hatte, fest in die Hand 
zu bekommen. Ihr Verdienst war es, daß die unruhige und unbeschäftigte 
Arbeiterschaft Libaus keinerlei Aufstandsversuche machte. 
In allgemein politischer Hinsicht ging das Bestreben des Komman¬ 
dierenden Generals zunächst dahin, durch Wiederherstellung der Disziplin 
das Ansehen der deutschen Truppe zu heben, die besseren Elemente unter 
den Letten zur Mitarbeit heranzuziehen und die zwischen Balten und Letten 
bestehenden Gegensätze nach Möglichkeit auszugleichen. Er war zu einer 
solchen vorsichtigen Politik gezwungen, weil er bis zum Eintreffen der 
1. Garde-Reserve-Division in Libau keinerlei Macht besaß. 
Auf die Entente brauchte vorerst keine besondere Rücksicht genommen zu 
werden, weil sie, offenbar mit dringenderen Fragen beschäftigt, sich im 
Baltikum anfangs etwas zurückhielt. Ihr erster ausgesprochen deutschfeind¬ 
licher Schritt war die Ende Februar erfolgende Unterbindung des See¬ 
transports, bei der geringen Leistungsfähigkeit der vorerst einzigen Bahn 
Memel—Prekulu eine sehr empfindliche Maßnahme. 
Schaffung kampffähiger Truppen. 
Wichtiger noch als die Klärung dieser politischen Fragen, die nur allmählich 
erfolgen konnte, war es, ob es gelingen würde, wirklich brauchbare Truppen 
zum Kampf gegen den Bolschewismus zusammenzubringen. Die Lesung 
dieser Ausgabe hing in erster Linie davon ab, ob rechtzeitig ein vollwertiges 
Führerkorps zu bilden war. Dies ist überraschend schnell gelungen. Neben 
dem Kommandierenden General und seinem Stabe sowie den Führern der 
Eisernen Division und der Baltischen Landeswehr waren namentlich bei der 
1. Garde-Reserve-Division der größte Teil der mittleren Führer — genannt 
feien hier nur die Majore Graf Aorck, von Brederlow (1. Garde-Reserve- 
Regiment), die Hauptleute von Plehwe (2. Garde-Reserve-Regiment) und 
von Schauroth (Detachement Schauroth) — altgeschulte Soldaten, die den 
Wert scharfer Disziplin für die Lösung der schwierigen im Baltikum zu 
lösenden Aufgaben zu schätzen und in unermüdlicher Arbeit wiederzuerwecken 
wußten. Neben ihnen war natürlich im Laufe eines viereinhalbjährigen 
Krieges eine neue Führergeneration herangewachsen, die ihre Aufgabe in
	        
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