Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

Die ersten Kämpfe 
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glatten, z. T. schneeverwehten Straßen und bei starker Kälte in Hasenpot 
ein. Die Kavallerie-Abteilung trat auf Befehl des Gouvernements zu der 
neu gebildeten Eisernen Division und marschierte nach Süden ab. Die 
Jäger bezogen eine Vorpostenstellung nordöstlich von Hasenpot. Eine Ab¬ 
teilung unter Leutnant Wpsocki stieß am 26. Januar zur Erkundung nach 
Nordosten vor, drang nach Gefecht in das überraschte Goldingen ein, be¬ 
freite die Gefängnisinsassen und brachte zahlreiche Flüchtlinge nach Hasenpot 
zurück. 
Am äußersten Nordflügel konnten die Bolschewisten am 30. Januar 
noch einen Erfolg erzielen. Die nur 100 Mann starke reichsdeutsche Be¬ 
satzung von Windau, die zunächst einen Angriff der Sowjetleute abge¬ 
schlagen hatte, ließ sich auf Verhandlungen ein und legte gegen Zusicherung 
freien Abzugs die Waffen nieder. Kaum war dies geschehen, so wurden 
die Deutschen gefangengenommen, in eine Scheune gesperrt und bis auf 
drei Schwerverwundete niedergemetzelt. Ein Versuch, Windau von See 
her wieder zu nehmen, scheiterte am 2. Februar an der Unmöglichkeit, wegen 
der Eisverhältniffe südlich von Windau zu landen. Die Lage auf dem 
äußersten linken Flügel, der nur bis Hasenpot reichte, blieb gefährdet. 
Bei Schrunden fand am 22. Januar ein heftiges Gefecht statt, bei dem 
die Kompanie Rahden der Landeswehr mitwirkte. Der Ort wurde schließlich 
auf Befehl geräumt, am 27. aber auf Veranlassung des Majors Bischoff 
von dem Letten-Bataillon Kolpak von Südwesten, von Teilen der Landes¬ 
wehr von Nordwesten her angegriffen und wieder genommen. Der Feind 
ging über die Windau zurück. 
Diese Erfolge hoben sichtlich den Mut der jungen Truppe und waren 
um so wertvoller, als um diese Zeit ernsthaft der Gedanke auftauchte, die 
Landeswehr in das neutrale Ausland zu überführen, dort neu zu formieren 
und dann von außen, ohne die Deutschen, den Kamps um die Heimat auf¬ 
zunehmen, ein Plan, deffen Ausführung durch das Eingreifen des Majors 
Bischoff verhindert wurde1). 
Anfang Februar trat in dem Abschnitt der Landeswehr verhältnismäßige 
Ruhe ein. Sie wurde unter Leitung des neuernannten Kommandeurs, 
des reichsdeutfchen Majors Fletcher, eifrig dazu benutzt, um die neu ein¬ 
treffenden Freiwilligen, Balten und Reichsdeutsche, mit den vorhandenen 
i) Nach anderer Darstellung handelt es sich um einen Versuch, einen Druck auf die 
Regierung Ulmanis auszuüben und sie zu größerem Entgegenkommen gegen die Deutsch¬ 
balten zu veranlassen, eine Absicht, die allerdings bei der ersten Fühlungnahme deS 
Majors Bischoff mit dem Oberstab der Baltischen LandeSwehr am 19. Januar keine 
Erwähnung gefunden zu haben scheint.
	        
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