Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

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Die Lage in Nordlitauen und Kurland 
Königsberg, die am 15. Januar für einige Zeit an Stelle des aufgelösten 
Oberkommandos Ost trat, wurde unter der Bezeichnung „Ober¬ 
kommando Grenzschutz Nord"') eine neue Kommandostelle für 
alle Verbände des Nordostens gebildet, die unter dem Befehl des Generals 
der Infanterie von Quast mit Generalmajor von Seeckt als Chef des 
Generalstabes vom 21. Januar ab anfangs in Königsberg, später in Barten¬ 
stein in Tätigkeit trat. Die Oberste Heeresleitung nahm für die Zeit nach 
Abschluß der Rückführung des Westheeres die Verlegung ihres Sitzes nach 
Kolberg in Aussicht2). 
Unter dem Oberkommando Nord sollte das an anderer Stelle entbehr¬ 
lich gewordene Generalkommando des VI. Reservekorps 
den Befehl an der kurländischen Front übernehmen. Es stellte sich aber 
heraus, daß das Generalkommando in Breslau fast völlig aufgelöst war und 
nun in Königsberg unter erheblichen Schwierigkeiten personeller und mate¬ 
rieller Art neu ausgestellt werden mußte. Darüber verging der Rest des 
Monats Januar. Erst am 27. Januar konnte der Chef des Generalstabes, 
MajorHagemann, mit einigen Offizieren des Stabes zu Schiff nach 
Liban vorausfahren. Der neuernannte Kommandierende General, der bis¬ 
herige deutsche General in Finnland, Generalmajor Gras von der Goltz, traf 
erst am 1. Februar in Libau ein. Die Übernahme des Befehls durch das 
Generalkommando verzögerte sich noch bis zum 14. Februar. Dagegen über¬ 
nahm der Kommandierende General sofort die Geschäfte des Gouverneurs 
von Libau und damit auch den Befehl über seinen künftigen Kampfabschnitt. 
Was in diesem an Machtmitteln vorhanden war, war für eine Ausdeh¬ 
nung von über 100 km mehr als dürftig: Auf dem linken Flügel in der 
Gegend von Hasenpot die Baltische Landeswehr und südlich anschließend 
beiderseits von Wainoden die Eiserne Brigade. War die erstere vermöge 
ihrer Zusammensetzung aus bestem, zum Kampf um die Heimat entschlossenem 
Menschenmaterial und vermöge ihrer mit 3000 Mann wohl etwas zu hoch 
angegebenen Stärke trotz des Mangels an Kriegserfahrung und Ausbildung 
immerhin militärisch wertvoll, so kam den kümmerlichen, räumlich weit 
getrennten Resten der Eisernen Brigade ein Kampfwert überhaupt kaum 
zu. Ob unter den an der Windau verbliebenen Häufchen kampfwillige und 
kampffähige Elemente vorhanden waren, mußte sich erst zeigen. Die bis¬ 
herigen Erfahrungen mit dieser „Nachhut der 8. Armee" sprachen dagegen. 
Der neue Kommandeur der Eisernen Brigade war jedenfalls unverzüglich 
*) Im folgenden dem damaligen Sprachgebrauch entsprechend „Oberkommando Nord" 
genannt. 
2) Die Verlegung wurde bis zum 12. Februar durchgeführt.
	        
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