Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

126 
Die Befreiung Rigas 
Kaum ist dies der Fall, da eilen Hauptmann von Medem und der Sto߬ 
truppführer Hans von Mantenffel mit einem Geschütz und wenigen Leuten 
durch die Altstadt nach der Zitadelle, wo die Masse der baltischen Ge¬ 
fangenen schmachtet. Kurz vor Erreichung des Ziels trifft ein Schuß den 
Baron von Manteuffel; er ist im Augenblick des Sieges sofort tot. Aber 
das Befreiungswerk hat Erfolg. Mit Beil und Handgranaten werden die 
Türen gesprengt. Die Bolschewisten fliehen. Sie haben nicht mehr Zeit 
gefunden, die Gefangenen zu töten oder zu verschleppen. So waren die 
' Opfer des bolschewistischen Terrors frei nach z. T. monatelanger, qualvoller 
Gefangenschaft. Ein Ziel war erreicht, für das es sich lohnte, den letzten 
Hauch von Mann und Roß daranzusetzen. Das alte Danklied klang mit 
Recht zum Himmel. 
Inzwischen war der Kampf um die Düna-Brücken weitergegangen. Ein 
Versuch, die Brücken zu sprengen, wurde im letzten Augenblick verhindert. 
Um 12° traf, seinen Truppen im Kraftwagen vorauseilend, Major gleicher 
an der Brücke ein und übernahm persönlich die Führung. Zu ihm ge¬ 
sellten sich gegen 2" Hauptmann von Jagow vom Generalkommando 
und bald darauf auch der Kommandeur der Eisernen Division, Major 
Bischoff, der seiner Truppe ebenfalls im Kraftwagen vorausgefahren war. 
Allmählich gelang es, mit Hilfe der eintreffenden Teile des Gros den feind¬ 
lichen Widerstand zu dämpfen. Die Häuserschützen und die vor allem in 
den planmäßig für den Straßenkampf vorbereiteten Eckhäusern ausgestellten 
Maschinengewehre wurden unschädlich gemacht, die Verbindung mit der 
Zitadelle aufgenommen und die Straßenzüge gesäubert. Hierbei spielten 
sich am Hauptbahnhof und auch in der Mitaner Vorstadt noch schwere 
Kämpfe ab, in die allmählich auch die vordersten Abteilungen der Eisernen 
Division eingriffen. Mit Einbruch der Dunkelheit war das Weichbild der 
Stadt fast restlos in deutscher Hand. Eiserne Division und Landeswehr 
hatten die ihnen zugewiesenen Abschnitte besetzt. 
Damit war eine der schönsten Waffentaten deutschstämmiger Truppen 
glücklich zu Ende geführt. Schnelligkeit, Umsicht, Wagemut waren von 
Führern und Truppen in ganz hervorragender Weise an den Tag gelegt 
worden. Neben dem Führer der Landeswehr und seinem Vorhutführer hatte 
in den Reihen der Batterie Medem auch Leutnant der Reserve Schlageter, 
der spätere Märtyrer des Ruhrkampfes, an der Eroberung der Düna- 
Brücken mit seinem Geschütz entscheidenden Anteil genommen und seinen 
Taten aus dem Weltkrieg ein neues Ruhmesblatt eingefügt. 
Außer der Kämpfer vom Dünastrande muß aber auch der anderen vielen 
Angehörigen der Landeswehr gedacht werden, die an weniger sichtbarer 
Stelle ihre Pflicht getan hatten.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.