Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

Der Mord von Rudbaren 
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Am 21. April meldete der Ortskommandant von Hasenpot, daß am 
19. April in Rudbaren zwei Offiziere und drei Mann der Baltischen 
Landeswehr meuchlings erschlagen worden waren. Gleichzeitig wurden 
deutschgesinnte Besitzer festgenommen, Schloß Amboten geplündert und die 
Windau-Brücke bei Schrunden gesperrt. 
Das Generalkommando ordnete in dem Bestreben, Reibungsmöglichkeiten 
mit den Letten zu vermeiden, am 23. April die Vereinigung der kleinen im 
Lande zerstreuten Abteilungen zu kampfkräftigen Formationen an. Selbst 
der wichtige Eisenbahnknotenpunkt Prekuln erschien so gefährdet, daß trotz 
der gespannten Lage in Liban am 25. April eine Maschinengewehr- 
Kompanie des dortigen Freiwilligen-Regiments nach Prekuln verlegt 
werden mußte. Aus Nordkurland meldete die Geheime Feldpolizei Bildung 
bewaffneter Banden von zurückgebliebenen oder aus Riga zugeführten Rot¬ 
gardisten. Deren Aufgabe sollte angeblich neben bolschewistischer Propa¬ 
ganda die Unterbrechung der Bahnen Windau—Mitau und Libau—Mitau 
sein. In Schlok wagte es der lettische Ortskommandant unter den Augen 
der Kampftruppen — in diesem Falle allerdings die Letten-Brigade 
Ballod —, aufreizende Plakate gegen die Okkupationsmacht und gegen die 
Landeswehr anschlagen zu lassen. 
Die Säuberungsaktion von Rudbaren. 
Unter diesen Umständen mußte sich das Generalkommando schließlich doch 
zu einer regelrechten Säuberungsaktion entschließen, wenn es nicht die rück¬ 
wärtigen Verbindungen der Fronttruppen auf das schwerste gefährden lassen 
wollte. Es beauftragte mit ihrer Durchführung den Hauptmann Freiherrn 
von Lyncker vom Generalstabe des Generalkommandos. Er sollte die in der 
Gegend von Rudbaren—Schrunden befindlichen lettischen Soldaten sammeln 
und unter Führung ihrer Offiziere über Frauenburg nach Tncknm in Marsch 
setzen, wo sie unter den Befehl der Baltischen Landeswehr zu treten 
hatten. 
Da es sich in erster Linie darum handelte, dem entstehenden Bandenkriege 
vorzubeugen, waren die lettischen Truppenteile nicht von vornherein als 
Feinde zu behandeln und nach Möglichkeit Verhandlungen anzuknüpfen. 
Wo dies nicht zum Ziele führte, sollte mit allem Nachdruck unter Einsatz von 
Artillerie vorgegangen werden. Der Mord von Rudbaren war eingehend 
zu untersuchen und zutreffendenfalls ein Feldkriegsgericht abzuhalten. Der 
ehemalige Minister Sahlit und Rittmeister Goldfeld waren im Betretungs¬ 
falle festzunehmen. 
2i. aprtt.
	        
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