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Militärisch« Ereignisse bis Anfang Mai
d. H. die Gewohnheit, kleine Unternehmungen in das feindliche Gebiet
weniger aus taktischen Gründen als zu dem Zweck zu machen, sich dort eine
Ergänzung der knappen Verpflegungsmittel — Eier — zu besorgen.
Die Tätigkeit der Luftwaffe.
Mit den Wege- und Wasserverhältnissen und der Besserung der Wetter-
, läge hing es zusammen, daß die Tätigkeit der Flieger in den nächsten
Wochen mehr in den Vordergrund trat. Weitreichende Erkundungsflüge
und Bombenangriffe, insbesondere auf Verkehrsanlagen, fanden fast
täglich statt.
Das Zusammenarbeiten von Fliegern und Truppe machte sichtbare Fort-
12. flptii. schritte. So fand am 12. April eine gemeinsame Unternehmung der Ab¬
teilung Aorck und des Geschwaders Sachsenberg statt. Teile des Freikorps
Brandis und die Schwadron 1. Garde-Dragoner umstellten in der Nacht
das Städtchen Schönberg, nachdem sie auf dem Anmarsch 200 Bolschewisten
bei Alt-Raden zersprengt hatten. Sie zwangen die Besatzung unter Zurück¬
lassung vieler Toter zur Flucht und nahmen den Kommandeur des Jnfan-
terie-Regiments 98 gefangen. Gleichzeitig griffen die Flieger heran¬
marschierende Verstärkungen und aus Schönberg flüchtende Bolschewisten
an und jagten sie auseinander. Auf dem Rückmarsch, den die Abteilung
am Njemenek entlang nahm, wurden östlich Bruuowifchki weitere bolsche¬
wistische Kräfte zersprengt, die am 12. in dieser Gegend den Njemenek zu
überschreiten versucht hatten. Die deutschen Verluste bei dem siegreichen
Unternehmen beschränkten sich auf zwei Leichtverwundete. Außer dem tak¬
tischen Erfolg hatte das Unternehmen auch wertvolle Feststellungen über
den Gegner ermöglicht.
Auf dem entgegengesetzten Flügel wurde am 23. April die Flieger-
Abteilung 433 unter Hauptmann Alt, die bisher dem Ostpreußischen Frei¬
willigenkorps zugeteilt und bei Memel untergebracht gewesen war, nach
Tuckum verlegt und mit der bisherigen Fliegerstaffel Liban vereinigt. Sie
betätigte sich in zahlreichen Aufklärungsflügen und Bombenangriffen in der
Gegend bei und südwestlich von Riga.
Im übrigen bot die Aa-Front in der zweiten Aprilhälfte und in den
ersten Tagen des Mai das aus dem Weltkrieg bekannte Bild des ruhigen
Stellungskrieges mit seinen Patrouillenvorstößen und Überfällen, wobei die
Deutschen vermöge ihrer überlegenen Bewaffnung und Kriegserfahrung im
Vorteil waren.