Anerkennung des Oberbefehlshabers des Grenzschutzes Nord
General der Infanterie von Quast, der Oberbefehlshaber des Grenz¬
schutzes Nord, erkannte die Leistungen der Baltikumkämpfer durch nach¬
stehenden Armeebefehl an:
„In wenigen Wochen haben deutsche Freiwilligentruppen, unterstützt von
Deutschbalten, Letten und Litauern, den größten Teil Kurlands und einen
erheblichen Teil Litauens vom bolschewistischen Terror befreit, Trotzkis beste
Truppen bis über Poniewiez und Bausk, bis hinter Mitau und die Aa
zurückgeworfen und so des Feindes feste Absicht, noch einmal mit räube¬
rischen Horden in deutsches Land einzufallen, vereitelt.
Der erste Gegenstoß ist in der neuen Stellung erfolgreich abgewehrt.
Der heiße Dank Ostpreußens, der gesamten Heimat, ist den tapferen
Truppen sicher.
Der schneidige Handstreich auf Schauleu, der kühne, blitzschnelle Zug nach
Mitau, die Erstürmung von Bausk, die schweren Kämpfe um die Ekau
reihen sich würdig an die Ruhmestaten des vergangenen Krieges.
Ich spreche allen Truppen und Führern, die an der Vorbereitung und
Durchführung dieser für eine erfolgreiche Verteidigung unserer nahen Grenze
notwendigen Unternehmung beteiligt waren, meinen und des Vaterlandes
Dank aus."
IV. Politisches Zwischenspiel.
Der Eindruck der deutschen Erfolge.
Der Eindruck der deutschen Erfolge im Baltikum war naturgemäß groß,
hatte man sich doch seit dem Umschwung im Herbst 1918 daran gewöhnt,
immer nur von Rückschlägen und Niederlagen des deutschen Heeres zu
lesen. Seit dem schmählichen Zusammenbruch glaubten viele, daß die hohen
kriegerischen Eigenschaften der deutschen Raffe nunmehr endgültig begraben
seien. Sie übersahen, daß es sich in der Heimat wie im Osten nur um
eine durch ein schweres Schicksal bedingte moralische Erkrankung gehandelt
und daß der Kern des Westheeres seine Haltung und seinen Kampfwert
bis zum bitteren Ende bewahrt hatte. Wer Verständnis für wahres Sol¬
datentum und für die Eigentümlichkeiten der deutschen Raffe besaß, mußte
mit dem Wiederaufleben ihrer besten Eigenschaften rechnen.
Es ist bezeichnend für den moralischen Zustand, in dem sich das deutsche
Volk am Ende einer rühmlosen Revolution unter dem Alpdruck der soge¬
nannten Friedensverhandlungen befand, daß das Echo der deutschen Taten
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