Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

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Märzoffensiv« in Kurland 
Märschen der deutsch-baltischen Landeswehr zu verdanken. Auch das lettische 
Bataillon und die Russen haben sich in den Kämpfen recht gut geschlagen. 
Besonders hoch muß aber die Tapferkeit und die Opferwilligkeit der reichs- 
deutschen Truppen eingeschätzt werden, deren einziges Ziel der Kampf gegen 
den Bolschewismus war, während Balten und Letten ihr Land befreien 
wollten. Man wird hinzufügen dürfen, daß auch die Führung aller Grade 
sich auf voller Höhe befand. Der Kommandierende General, Graf 
von der Goltz, hatte unter den ganz ungewöhnlich verwickelten Verhältnissen 
die Leitung, insbesondere auch die politische, immer fest in der Hand be¬ 
halten und ein in der damaligen Zeit seltenes Maß an Verantwortungs¬ 
freudigkeit gezeigt. Sein Chef, Major Hagemann, hatte ihm die schwere 
Last der Organisations- und Verwaltungsarbeit fast ganz abgenommen, so 
daß er sich ungestört den großen Führungsaufgaben widmen konnte. Der 
Erste Generalstabsoffizier, Hauptmann von Jagow, erwies sich als ein zu¬ 
verlässiger Bearbeiter aller operativen Fragen, der auch in den vielfach 
notwendigen persönlichen Verhandlungen mit den Unterführern und ihren 
Stäben hervorragendes Geschick zeigte. Auch der übrige Stab arbeitete 
einwandfrei. 
So hatte das Generalkommando nicht nur die Operationen sachgemäß 
geleitet, sondern auch Hervorragendes in der Überwindung der Schwierig¬ 
keiten geleistet, die sich aus der Natur des Kriegsschauplatzes, der Zu¬ 
sammensetzung der Truppe und den ungenügenden Verbindungen und 
Nachschubverhältnissen ergaben. 
An die Leistungsfähigkeit der Truppe hatte der kurze Feldzug sehr hohe 
Anforderungen gestellt. Unterbringung, Verpflegung, Wegeverhältnisse 
waren schlecht, der scharfe Frost außerordentlich störend gewesen, aber die 
zusammengewürfelten Scharen hatten alle Schwierigkeiten überwunden. 
Daß die Säuberung Kurlands gerade rechtzeitig erfolgte, um noch eine 
ordnungsmäßige Frühjahrsbestellung zu gestatten, war bei der gespannten 
Verpflegungslage im Baltikum und in dem immer noch blockierten Deutsch¬ 
land besonders erfreulich. Von besonderem Interesse ist schließlich noch, 
daß der deutsche Angriff nach aufgefundenen Befehlen einer bolschewistischen 
Offensive zuvorgekommen war, die sich nach Rückeroberung von Windau 
und Goldingen von Norden her gegen Libau richten sollte. Es muß dahin¬ 
gestellt bleiben, wieweit dieser Plan mit Absichten der deutschen Sparta¬ 
kisten im Zusammenhang stand. Jedenfalls hatte das schnelle Zufassen des 
VI. Reserve-Korps sicherer die Absichten der Sowjetleute durchkreuzt, als es 
eine Abwehr auf langen Linien mit unzureichenden Kräften hätte tun 
können.
	        
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