Volltext: Die politischen Kämpfe um den Frieden (1916 - 1918) und das Deutschtum

Der Wendepunkt deö Weltkrieges 
8Z 
des Friedensangebotes des Vierbundes zu einer Niederlage der Entente 
käme. Hertling hatte den Eindruck, daß der Nuntius auch auf belgischer 
Seite Bereitschaft zu einer Verständigung mit Deutschland annahm und 
erklärte sich so dessen Vorschlag, der Reichskanzler möge dem Papst zu 
persönlicher Information die deutschen Bedingungen einer Verständigung 
mit Belgien mitteilen. Der Papst könnte dann ohne Bezugnahme aus diese 
Mitteilung bei Belgien sondieren, ob eine Verständigung aus dieser oder 
einer ähnlichen Grundlage möglich wäre. 
Aus einem Schreiben Aversas an Erzberger vom 27. Februar läßt sich 
entnehmen, daß dieser dem Nuntius die deutschen Bedingungen zur Weiter¬ 
leitung an Gasparri mitgeteilt hatte. Gasparris Antwort lautete, wie 
Aversa schreibt, er danke Erzberger und der Reichöregierung und sichere 
strengste Verschwiegenheit zu, doch schiene ihm der Augenblick wegen der 
beabsichtigten Offensive der Entente für ein Friedensangebot nicht sehr 
geeignet. Der Papst behielte sich jedoch vor, sich im gegebenen Augenblick 
mit der Reichsregierung wegen Milderung der Bedingungen zu verständigen. 
Als Erzberger am i. März dem Reichskanzler diesen Brief einhändigte, 
hatte Bethmann Hollweg bereits seit vier Tagen eine Mitteilung Hertlings 
vom 24. Februar über belgische Verständigungsbereitschaft in Händen. 
„Man sagt mir," schrieb der bayerische Ministerpräsident, „der König 
der Belgier befinde sich zur Zeit in einer Stimmung, die für das An¬ 
knüpfen von Verhandlungen günstig sei. Der Weg soll über Luxemburg 
gehen und die Verhandlungen mit dem König dem spanischen Gesandten 
in Brüssel Marquis de Villalobar übertragen werden, der auch in Luxem¬ 
burg beglaubigt ist." Jur Überbringerin der deutschen Bedingungen war 
die Mutter der Königin der Belgier, Herzogin Karl Theodor in Bayern, 
ausersehen, die einige Zeit vor Villalobar zu einem Besuche ihrer Schwester, 
der Großherzoginwitwe Maria Anna, in Luxemburg eintreffen müsse. Als 
Bedingungen dachte sich Hertlings „Gewährsmann": Herabsetzung der 
belgischen Heeresstärke auf ein Minimum, Schleifung aller belgischen 
Festungen, Jnkraftbleiben der für die Flamen günstigen Gesetzgebung, 
Fortbestand der flämischen Universität Gent, wirtschaftliches Durchdringen 
Belgiens mit deutschem Kapital, gemischt deutsch-belgische Verwaltung 
deö Antwerpener Hafens, Verbleiben Ostendes und Zeebrügges in Händen 
der deutschen Marine, solange ein Hafen der französischen Nordküste in 
englischem Besitz sei, und gemischt belgisch-deutsche Verwaltung der belgi¬ 
schen Eisenbahnen. Hertling schloß diese Mitteilung mit der Bemerkung, 
er wisse nicht, ob sein Gewährsmann irgendwelche Anhaltspunkte dafür 
6*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.