Volltext: Die politischen Kämpfe um den Frieden (1916 - 1918) und das Deutschtum

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Fünftes Kapitel 
öffnet hatte. Schon in seiner Rede zum amerikanischen Flaggentag am 
14. Juni hat Wilson von dem Rate seines Freundes ausgiebigen Gebrauch 
gemacht und damit eine Offensive eingeleitet, die, von dem britischen KriegS- 
kabinett sofort nach dem 19. Juli aufgenommen, ihren höchsten Triumph 
in einem deutschen Wilsonkultus feiern sollte. 
Als eines der letzten Dokumente der deutschen Bekehrung zum westlichen 
Parlamentarismus ist das Gutachten Bredts über den Deutschen Reichs¬ 
tag im Weltkrieg anzusehen, das dem vierten Unterausschuß 1925 zunächst 
mündlich erstattet wurde und ein Jahr nach meinem Buch im Druck er¬ 
schien. Bredt sah in dem parlamentarischen Regiment das letzte Wort der 
deutschen Geschichte und bedauette, unbeirrt durch das Anwachsen der kom¬ 
munistischen Partei unter diesem Regiment, daß es sich nach dem Sturze 
Bethmann Hollwegs nicht sogleich völlig durchgesetzt habe, weil es dem 
deutschen Volle nach seiner Überzeugung den Zusammenbruch und die 
Novemberrevolution erspart hätte. In den daran anknüpfenden Verhand¬ 
lungen des Unterausschusses überwogen die historisch unfruchtbaren Er¬ 
örterungen über Bredts Anklage gegen Michaelis und die hinter ihm 
stehende Oberste Heeresleitung, aber sie haben den 192; noch in Dunkel 
gehüllten Ursprung der Friedenöresolution soweit aufgedeckt, daß sich jetzt 
nachweisen läßt, wie Sinn und Zweck der Resolution durch Sinn und 
Zweck der Friedensaktion Papst Benedikts XV. bedingt worden ist. 
Jeder Rückblick auf die päpstliche Politik im Weltkrieg hat heute davon 
auszugehen, daß die römische Frage erst durch die Lateranverttäge von 192X3 
mit dem faschistischen Italien begraben worden ist. Dem Wunsche des 
Vatikans, in den bevorstehenden Umwälzungen der Souveränität des 
Papstes Geltung zu verschaffen, stand die Sorge des Quirinals gegenüber, 
daß der Papst in der Liquidation des Krieges eine dem regno abträgliche 
Rolle spielen könnte. Frankreich, England und Rußland hatten daher in 
Artikel 15 des Bündnisvertrages mit Italien vom 26. April 1915 die 
Verpflichtung übernommen, „Italien darin zu unterstützen, daß Vertteter 
des Heiligen Stuhls zu irgendwelchen diplomatischen Schritten, betreffend 
den Abschluß eines Friedens oder der Regulierung von Fragen, die mit 
dem gegenwärtigen Krieg zusammenhängen, nicht zugelassen werden sollen". 
Von dieser geheimen Abmachung, die eine päpstliche Friedenövermittlung 
ausschloß, hat die Welt erst durch die bolschewistische Veröffentlichung des 
Aprilbündnisses in der „Jswestija" vom 28. November 1917 Kunde 
erhalten, so daß auch ohne Einblick in die geheimen Akten des vati¬ 
kanischen Archivs in der Geschichte der päpstlichen Politik der Zeitraum
	        
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