Volltext: Die politischen Kämpfe um den Frieden (1916 - 1918) und das Deutschtum

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Drittes Kapitel 
dachte, mit dem „Milliardenobjekt Rumänien" bezahlen würden. Unter den 
an zweiter Stelle genannten Grenzberichtigungen verstand er das serbische 
Zugeständnis der Februar-Richtlinien. Vor allem aber wünschte er zu 
wissen, welche Garantien von den Westmächten nach Einigung über Ab¬ 
tretung und Grenzberichtigung für die Integrität der Monarchie geboten 
würden. Erst nach Klärung der Frage der Kompensation, der serbischen 
Grenzberichtigung und der Garantie gegen weitere Verstümmelung der 
Monarchie könne Österreich-Ungarn „mit seinem Verbündeten in Be¬ 
sprechungen eintreten", was besagen wollte, daß Österreich-Ungarn erst 
in diesem Stadium der Verhandlungen aus das Deutsche Reich den tat¬ 
sächlich schon seit dem 3. April in Lockungen und Drohungen vorsorglich 
ausgeübten Druck zur Abtretung Elsaß-Lothringens und Wiederherstellung 
Belgiens ausführen könne. Czernin rechnete also immer noch durch sein 
Eingehen auf den italienischen Punkt mit einem regulären Friedensgespräch 
zwischen zünftigen Diplomaten. 
Die neuen Richtlinien Czernins sind mit den beiden Kaiserbriefen vom 
24. März und 9. Mai 1917 dem Buche des Prinzen Sixtus in Faksimile 
beigegeben und seitdem unzähligemal vervielfältigt worden, beweisen aber 
nicht, was sie nach der Absicht des Prinzen beweisen sollten. Wie die Februar- 
Richtlinien sollten sie dem Kaiser als Aide-Memoire dienen, wurden aber 
von diesem wie Czernins erste Stellungnahme zu den vier Punkten seinem 
bourbonischen Schwager eingehändigt. Der Gebrauch, den Sixtus davon 
gemacht hat, muß jedoch nach den Mitteilungen des Herausgebers von 
Ribotö Journal aufs neue untersucht werden. In seinem Buche „I/offre 
de paix separee de l’Autriche“ erzählt der Prinz (S. 193 f.), er habe am 
18. Mai 1917 William Martin den Brief Kaiser Karls vom 9. Mai und 
„die Note" Czernins, wie er die neuen Richtlinien nennt, mitgeteilt, in der 
Audienz am 20. Mai Poincare das Original des Briefes lesen lassen und 
im Anschluß daran dem Präsidenten die Note Czernins vorgelesen. Als 
aber Clemenceau 1918 den Brief Kaiser Karls vom 24. März 1917 ver¬ 
öffentlichte, ließ Prinz Sixtus nach seiner Rückkehr aus Marokko am 5. Mai 
1918 durch einen seiner Freunde William Martin fragen, ob sich eine Ab¬ 
schrift der Note Czernins bei den Akten befinde und erhielt am 6. Mai die 
Antwort, die Abschrift sei nicht auffindbar und der Präsident erinnere sich 
nicht, sie gelesen oder empfangen zu haben. Da jedoch Sixtus am 12. Juni 
1917 nach seiner Rückkehr aus London William Martin berichtet hatte, daß 
er Brief und „Note" Lloyd George mitgeteilt habe, wandte sich der Außen¬ 
minister Pichon an Lloyd George, der kategorisch in Abrede stellte, von
	        
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