Volltext: Die politischen Kämpfe um den Frieden (1916 - 1918) und das Deutschtum

Die Sonderfriedcnöaktion des Prinzen Sirius von Bourbon-Parma ZI 
leitet werden mußten, aber am 23. Juli war ihr einziges Reiseziel Wien, 
um noch vor Ausbruch des drohenden Weltkrieges mit ihrer Mutter in 
Schwarza» Fragen deö Familienbesitzes und mit Schwager und Schwester 
die politische Lage zu besprechen. 
Über den Inhalt dieser Besprechungen geben Amiguet und Graf Polzer 
näheren Ausschluß. Am 15. September 1914 richtete Prinz Sixtus aus 
Blois an seine Schwester Zita die Frage, was sich nach ihrer Ansicht tun 
ließe, um Österreich von Deutschland loszulösen. Der Brief machte, um 
seine Adresse sicher zu erreichen, „pur la valise“ das heißt wohl im bel¬ 
gischen oder luxemburgischen Depeschensack, den Umweg über den Vatikan. 
Die auf dem gleichen Wege beförderte umgehende Antwort Zitas lautete, 
daß Karl und sie ihre Ansicht nicht geändert hätten, aber gegen übermächtige 
Einflüsse nicht aufkommen könnten. Diese Ansicht begegnete sich aber bei 
dem Gedankenaustausch zwischen Sixtus, Zita und Karl in Schloß Hetzen¬ 
dorf und in Schönbrunn in den Tagen vom 28. Juli bis 16. August 1914 
nach dem Zeugnis des Grafen Polzer in dem einen Punkte, daß „ein An¬ 
wachsen der preußischen Militärmacht für die Sicherheit Frankreichs wie 
für die Selbständigkeit des Habsburgerreiches in gleicher Weise bedrohlich" 
wäre. Schon bei Ausbruch des Krieges stand für den durch die Ermordung 
Franz Ferdinands zum Thronfolger aufgerückten jungen Erzherzog die 
Ansicht fest, die er als Kaiser in dem von Werkmann veröffentlichten Briefe 
an Czernin vom 14. Mai 1917 in die drastischen Worte gekleidet hat: „Ein 
eklatanter militärischer Sieg Deutschlands wäre unser Ruin." Denn er 
glaubte vorauszusehen, daß durch den Sieg der Mittelmächte auch das 
Deutschtum der Monarchie gestärkt, die nichtdeutschen Nationen seines 
Staates vergewaltigt und die Habsburger zu Vasallen der Hohenzollern 
herabgedrückt würden. Prinz Sixtus hatte in Wien die Kriegserklärung 
an Serbien, durch die sich Dsterreich-Ungarn die Russen auf den Hals zog, 
miterlebt und hätte sich auch ohne Zitas Antwort auf sein Schreiben vom 
15. September sagen müssen, daß Gedanken solcher Art zur Zeit in die 
Region der „Reveries politiques" gehörten. 
Solange Franz Joseph lebte, war an selbständiges Handeln nicht zu 
denken. Eine von Amiguet abgedruckte, in Pianore abgefaßte Denkschrift 
des Prinzen vom 2. Januar 1915 zeigt jetzt noch deutlicher als sein Buch, 
daß er trotzdem nicht darauf verzichten wollte, die Hetzendorfer Gedanken 
in die Tat umzusetzen. Für Papst Benedikt XV. bestimmt, war sie doch, 
wie die Anrede zeigt, nicht unmittelbar an ihn, sondern an eine ihm nahe¬ 
stehende Persönlichkeit gerichtet und wurde im Vatikan durch den Erzieher
	        
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