Volltext: Die politischen Kämpfe um den Frieden (1916 - 1918) und das Deutschtum

Die D-Boot-Waffe und das Risiko der Fortsetzung deS Krieges 27 
Die Vernichtungsdrohung sei aus militärischen Iweckmäßigkeitserwä- 
gungen erfolgt. Das schließe nicht auS, daß vom Präsidenten übermittelte 
konkrete Vorschläge Österreichs erwogen würden, „wenn die Zeit für die 
Entente gekommen wäre". 
Lloyd George knüpfte an diesen Bescheid den Wunsch, daß die Vereinigten 
Staaten durch ihren Eintritt in den Krieg daS moralische Urteil der Welt 
bestimmen möchten. Page bekam aus dem Munde deS britischen Premier¬ 
ministers zu hören, was er und House Wilson immer wieder predigten, 
um ihn zum Handeln zu bewegen. Die Anwesenheit des Präsidenten auf 
der Friedenskonferenz sei für die richtige Ordnung der Welt, die auf den 
Krieg folgen müsse, notwendig. „Wenn er an den der Herstellung des 
Friedens dienenden Sitzungen der Konferenz teilnimmt," — sagte Lloyd 
George — „dann wird er den größten Einfluß ausüben, den jemals ein 
Mann durch die Verkündung des moralischen Wertes freier Regierung 
ausgeübt hat." Die Uneigennützigkeit Großbritanniens sei die gleiche wie 
die der Vereinigten Staaten, die nichts wünschen als eine geordnete und 
gesicherte Freiheit. Eine Ausnahme müsse Großbritannien nur mit den 
deutschen Kolonien machen. In den von Lloyd George am 14. Februar 
1916 vorgeschlagenen Präliminarien waren noch außereuropäische Kom¬ 
pensationen für territoriale Verluste Deutschlands vorgesehen. Ein Jahr 
nach jener Besprechung britischer Staatsmänner mit House vom 14. Februar 
1916 erklärte er Page, Südafrika und Australien ließen „die Rückgabe von 
Gebieten nicht zu, die sie zu Nachbarn deutscher Untertanen machen und 
Deutschland in der ganzen Welt geheime II-Bootstützpunkte geben würden". 
Wilsons Auftrag und der Bericht des Botschafters lassen erkennen, 
daß der Präsident und Lloyd George im Grunde das gleiche wollten. 
Wilson hoffte angesichts der I7-Boot-Gefahr, durch Vermittlung eines 
Sonderfriedens mit Österreich-Ungarn noch vor dem bewaffneten Ein¬ 
greifen der Vereinigten Staaten Deutschland und seine Verbündeten zur 
Kapitulation zu zwingen, während Lloyd George durch den militärpoli¬ 
tischen Schachzug der Vernichtungsdrohung zu erreichen hoffte, daß Öster¬ 
reich-Ungarn als notgedrungener Bundesgenosse Deutschlands denI7-Boot- 
Krieg sabotiere. 
Bereits zehn Tage danach, am 20. Februar, nahm Lloyd George Wilsons 
Vorschlag an, wie er zu Page sagte, nach Aussprache mit einigen der Ver¬ 
bündeten. Der wahre Grund seiner Sinnesänderung dürften jedoch die 
Meldungen über die Schiffsverluste gewesen sein, die von 15z 000 britischen 
Bruttoregistertonnen im Januar auf 313400 tm Februar stiegen, so daß
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.