Volltext: Die politischen Kämpfe um den Frieden (1916 - 1918) und das Deutschtum

Die I7-Boot-Waffe und das Risiko der Fortsetzung deS Krieges 21 
Unter denen, die es für ratsam erachteten, den Vierbund um Formulierung 
seiner Bedingungen zu ersuchen, hebt Lloyd George den Kardinalstaats¬ 
sekretär Gasparri hervor, wegen seiner Bemerkung „er habe Grund zu der 
Annahme, daß die Deutschen mäßige Bedingungen stellen würden". 
Damals hätte man den Vatikan deutschfreundlicher Stimmungen ver¬ 
dächtigt. Heute sucht Lloyd George den Ursprung der Antwort Gasparris 
in Wien. 
Nach Lloyd George zirkulierten in jenen Tagen unter den Mitgliedern 
des neuen Kriegskabinetts auch die Akten des Ministeriums Asquith über 
Friedens- und Waffenstillstandöbedingungen sowie über Verhandlungen 
am Kriegsende. Grey hatte seine Abrede mit House vom 22. Februar 1916 
und seine daran anknüpfende Denkschrift über die Lage seinem Nachfolger 
im Außenministerium Balsour zur Kenntnisnahme eingehändigt und man 
vermißt bei Lloyd George eine Andeutung, daß auch diese nicht zu den 
Akten der Foreign Office gehörigen bedeutungsvollen Dokumente in Um¬ 
lauf gesetzt worden sind. Es ist aber kaum anzunehmen, daß Balsour sie 
dem Premierminister nicht mitgeteilt hat, der mit Balsour am 14. Februar 
1916 bei Lord Reading einer Besprechung zwischen Asquith, Grey und 
House beigewohnt hatte. In der Denkschrift, die Grey als politisches Testa¬ 
ment für seine Ministerkollegen vor Antritt einer beabsichtigten Reise nach 
Petersburg, also vermutlich im Oktober oder November 1916, verfaßt hat, 
verlieh er seiner Sorge starken Ausdruck, daß Frankreich oder Rußland, 
an dem Endsieg verzweifelnd, fordern könnten, den Krieg unter den besten 
erreichbaren Bedingungen zu beendigen, wenn ihnen, wie es doch eigentlich 
geschehen sollte, mitgeteilt würde, daß Englands Unterstützung mit Schiffen 
und mit Geld in wenigen Monaten herabgesetzt werden müsse. Die anderen 
würden dann wahrscheinlich sich Frankreich oder Rußland anschließen, 
Italien würde abschwenken und England stände vor der Wahl, Friedens¬ 
verhandlungen einzuleiten oder den Krieg allein fortzusetzen. 
Seit jener Denkschrift war das Risiko der Fortsetzung des Krieges für 
England noch größer geworden und wurde auch durch die nähergerückte 
Aussicht auf die Kriegserklärung der Vereinigten Staaten an Deutschland 
nicht vermindert, weil gerade in den nächsten kritischen Monaten nach Ein¬ 
setzung der letzten deutschen Reserve von Amerika keine militärische Hilfe 
zu erwarten war. Lloyd George hat nach seiner Einschätzung der I7-Boot- 
Gefahr dieses Risiko eher noch höher veranschlagt als seine Vorgänger, 
aber er weicht einer Erörterung der Alternative, vor die er sich gestellt sah, 
in seinen Erinnerungen sichtlich aus und läßt auch nicht erkennen, ob und
	        
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