Volltext: Die politischen Kämpfe um den Frieden (1916 - 1918) und das Deutschtum

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Erstes Kapitel 
jetzt in Berücksichtigung des Friedensangebotes von der Einladung zu einer 
Konferenz zunächst Abstand nehmen. Sein Hintergedanke, daß der Plan 
von House keineswegs aufgegeben fei, wurde, nur für London verständlich, 
hinter der Versicherung versteckt, daß fein längst erwogener Vorschlag in 
keinem Zusammenhang mit dem Vorschlag der Zentralmächte stehe. Der 
Vierbund hatte keine konkreten Friedenöbedingungen genannt, weil nach 
der Auffassung der deutschen Reichsregiemng Maximalforderungen schroff 
abgelehnt und Minimalforderungen sicher heruntergedrückt würden. Hier 
ließ sich einhaken mit der Aufforderung an die kriegführenden Mächte, 
ihre Kriegöziele bekanntzugeben. Denn es verstand sich von selbst, daß 
diese Bekanntgabe an Wilsons Adresse erfolgen mußte, mit anderen Worten, 
daß der Weg zu einer Konferenz, wenn sich auch Wilson nicht ausdrücklich 
als Vermittler anbot, über Washington ging. In der Form trug somit der 
Friedensappell der durch das Angebot vom 12. Dezember geschaffenen Lage 
Rechnung. Tatsächlich bereitete er ganz im Sinne von House das aktive 
Eingreifen der Vereinigten Staaten in den Weltkrieg vor. 
Die Vorgeschichte der Antworten auf die beiden Kundgebungen des 
i2. und 18. Dezember ist noch nicht so durchsichtig, obwohl seit 1925 Benesch, 
die Berichte Jöwolstis im „Istvre Noir“ und vor allem Lloyd George auf¬ 
schlußreiche Blicke hinter die Kulissen der Ententediplomatie eröffnet haben. 
Künftigen Benutzern der englischen, französischen und in zweiter Linie der 
russischen und italienischen Kriegsakten sei jedoch empfohlen, sich an den 
chronologischen Leitfaden zu halten, der sich jetzt schon herstellen läßt. Das 
Angebot vom i2. Dezember wurde in London von dem amerikanischen 
Botschafter Page am 18. Dezember, der Friedensappell Wilsons vom 
18. Dezember am 20. Dezember überreicht. Die offizielle Stellungnahme 
zu beiden Kundgebungen konnte mithin erst am 18. beziehungsweise am 
20. Dezember einsetzen. Die Reden Briands in der französischen Kammer 
am 13. Dezember und Pokrowskis in der Duma am 16. Dezember sind 
demnach nur als Eindrücke des durch die Presse auszugsweise verbreiteten 
Angebotes zu betrachten, und Lloyd George hat Wilsons Appell noch nicht 
gekannt, als er am 19. Dezember im Unterhaus eine vorläufige Erklärung 
abgab. Die Tage vom iz. bis 18. Dezember waren ausgefüllt durch einen 
Gedankenaustausch der Alliierten, von dem nur soviel bekannt ist, daß 
Briand es übernahm, eine Antwort auf das Angebot zu entwerfen. Mit¬ 
teilsamer ist Lloyd George über die Ansichten der Neutralen, die nach den 
Berichten der englischen Gesandten es sämtlich für einen Fehler hielten, 
„wenn die Alliierten das deutsche Friedensangebot rundweg ablehnten".
	        
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