Volltext: Die politischen Kämpfe um den Frieden (1916 - 1918) und das Deutschtum

Die V-Boot-Waffe und das Risiko der Fortsetzung des Krieges 
hat in seinen Erinnerungen mit photographischer Treue festgehalten, welche 
Vorstellungen man sich damals von der Aktiva und Passiva der beiden 
Mächtegruppen gemacht hat. Sein Urteil, daß der Einsatz der letzten deut¬ 
schen Reserve am i. Februar 1917 ein in der Weltgeschichte fast einzig 
dastehender verhängnisvoller Fehler gewesen sei, ist nachträgliche Geschichts¬ 
philosophie. Tatsächlich hat auch er Ende 1916 unter dem Drucke der unge¬ 
heuren Spannung gestanden und von da an die Politik der beiden Mächte¬ 
gruppen, zwischen Zuversicht und Bangigkeit schwankend, mit gesteigerter 
Leidenschaftlichkeit verfolgt. Es drängte ihn daher, obwohl der Auögang 
des Weltkrieges seiner Zuversicht recht gab, die Politik des Ballplatzes 
nachträglich aus den Wiener Akten kennenzulernen. 
Die Herausgeber des Aktenwerkes über „Hsterreich-Ungarns Außen¬ 
politik" von 1908 bis 1914, Ludwig Bittner und Hans Uebersberger, sagen 
in ihrem Vorwort von November 1929: „Sofort nach dem Zusammen¬ 
bruch Hsterreich-Ungarns hatte man den Vertretern einiger Nachbarstaaten 
den freien Zutritt zu den Archiven des Wiener Auswärtigen Amtes sowie 
das Entlehnungsrecht zugestehen müssen. Von diesem Zugeständnis, das 
späterhin in eigenen Archivverträgen festgelegt wurde, haben diese Staaten 
ausgiebigen Gebrauch gemacht und sind auf diese Weise in den Besitz von 
Abschriften zahlreicher diplomatischer Akten der alten Monarchie gelangt. 
Die genannten Archivverträge stellen diese Bestände zwar unter den Schutz 
des Amtsgeheimnisses und untersagen die schriftstellerische Verwertung. 
Dennoch verraten mehrere seither im Ausland erschienene Veröffentlichungen 
unleugbar die Verwertung der Wiener Archive." Beneschs Erinnerungen 
verraten die Benutzung von Wiener Archivalien nicht nur, sondern geben 
sie offen zu. Daß er selbst die Zeit zur Durchsicht der Wiener Bestände 
gefunden hat, ist kaum anzunehmen. Als seinen Helfer dürfen wir den 
Ministerialrat im Prager Außenministerium Jan Opoöensky ansehen, der 
die Erinnerungen seines Vorgesetzten drei Jahre nach ihrem Erscheinen 
19z i durch eine eingehendere Schilderung des Zusammenbruchs und durch 
die Entstehungsgeschichte der Kleinen Entente ergänzt und fortgesetzt hat. 
OpoöenSkyö propagandistischer Tätigkeit verdanken offenbar auch die 1929 
in der „Revue des deux Llouäes" erschienenen Artikel eines Anonymus 
,,l,a paix des Empires centraux“ ihre Entstehung. Nach Appuhn wäre 
ihr Verfasser „ein französischer Diplomat, dem ein verlängerter Aufenthalt 
in einem der Nachfolgestaaten gestattet habe, noch unveröffentlichte Doku¬ 
mente zu benutzen". Die Veröffentlichung des Hoyoöbriefes im „Journal 
des Debats“ vom 12. November 1931 durch den Schweizer Publizisten
	        
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