Volltext: Die politischen Kämpfe um den Frieden (1916 - 1918) und das Deutschtum

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Anmerkungen 
nachmittags: „Nach meinen gestrigen Gesprächen mit General S. habe ich 
heute noch kurze Unterredung mit ihm gehabt. Er erklärte mir abermals, daß, 
was immer in der Vergangenheit gesagt worden sei, man heute in England 
ein künftig sehr starkes Österreich-Ungarn „mit freien Völkern" wünsche. 
Dieser Staat wäre ein Element des Friedens, wie es britisches Reich und 
Amerika sind, und könnte auf deren politische und wirtschaftliche Sympathien 
rechnen. Von den zwei großen Militärstaaten sei der eine, Rußland, voraus¬ 
sichtlich auf lange Zeit ausgeschaltet, es bleibt noch Deutschland, dessen mili¬ 
tärische Macht alle noch so großen Erwartungen übertroffen habe. Die Be¬ 
sorgnis, welche diese ungeheure Macht überall für die Zukunft einflöße, könne 
er mir gar nicht beschreiben. Bezüglich der Zukunft konstatierten wir die Über¬ 
einstimmung der Ansichten der englischen Staatsmänner mit dem von Eurer 
Exzellenz eingenommenen Standpunkt für die Schaffung von Friedens¬ 
garantien. Ich wies darauf hin, daß, was heute not tue, die Herbeiführung 
des Friedens usw. sei, und ich den Weg hiezu vermisse, insolange England 
jede Fühlung mit Deutschland ablehne. Er sagte mir, Deutschland habe im 
Oktober durch die spanische Regierung fragen lassen, ob England Ln eine 
Konversation eingehen wolle, und die englische Regierung habe nicht abgelehnt. 
Dann habe man nichts weiter davon gehört und den Eindruck gehabt, daß 
der militärische Einfluß Ln Deutschland wieder Oberhand gewonnen. Unsere 
diesmaligen Konversationen, die sich, wie er sagte, nach seiner Idee auf öster¬ 
reichisch-ungarische Fragen und nicht deutsche beziehen sollten, bezeichnet er 
als einen Fortschritt Ln dem Sinne, daß man endlich miteinander gesprochen 
habe. Wir diskutierten Möglichkeit einer künftigen Begegnung, die vielleicht 
zweckmäßig werden könnte. Ich ließ gesprächsweise als meine Idee die 
Bemerkung fallen, daß, falls englischerseits etwas Greifbares gebracht und 
eine Begegnung mit Eurer Exzellenz gewünscht würde, ich dies eventuell 
Eurer Exzellenz vorschlagen könnte, natürlich Ln einem unserer Grenze näheren 
Ort. Er fing diese Anregung auf und wir erwogen zusammen, ob dies Ln 
einem späteren Zeitpunkt möglich wäre, wenn die englische Seite auch etwas 
über englische Kriegsziele und Eure Exzellenz etwas über deutsche Ziele sagen 
könnten. Für den Augenblick kamen wir überein, daß die Verbindung Herr 
von Skrzynski—Parodi bestehen bleiben soll für mögliche künftige Verab¬ 
redungen." In einem Privatschreiben vom 20. 12. bat Mensdorff Czernin, 
seine vollständigeren Berichte zu lesen und dem Kaiser vorzulegen. Am 21.12. 
ließ er Musulin telegraphieren, seine Berichte gingen mit Militärkurier gleich¬ 
lautend nach Wien und Brest-LLtowsk ab, und fragte an, ob er über Weih¬ 
nachten bei seinem Bruder Ln Innsbruck bleiben oder zu mündlicher Bericht¬ 
erstattung gleich weiterfahren solle. Zu dem „von berufener Seite" den Monats¬ 
heften mitgeteilten Mensdorff-Akten gehörte auch ein offenbar in U8nln 
Geimaniae gemachter Auszug aus den Berichten. 
(Seite 138) Bericht des General Smuts vom i8./i9. 12.: Lloyd George 5, 
2461—2480 ( = 3, 17—29). 
(Seite 138) Telephongespräch Steed—Smuts: Steed 2, 154—156. 
(Seite 139) Die Tschechen und die deutsche Zivilisation: Balfour bei Lloyd 
George 2, 879 ( = i, 346): „To Bohemia, Germanic Civilisation is pro- 
foundly distateful.“ Eine Begründung dieses Abscheus hat Masaryk (Die 
Weltrevolution Seite 350 ff.) als Wortführer der tschechischen Einstellung 
zum Deutschtum versucht. Hier nur eine Probe (S. 354): „Richard Wagner 
ist eine geniale Synthese von Dekadenz und Preußentum."
	        
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